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Panorama: Giftiges Gas tötete Bergleute Schacht in Thüringen

bleibt weiter gesperrt.

Unterbreizbach/Meiningen - Für den Tod von drei Thüringer Bergleuten in der Kali-Grube Unterbreizbach ist eine sehr hohe Kohlendioxid-Konzentration verantwortlich. Das gehe aus dem vorläufigen Obduktionsergebnis ihrer Leichen hervor, sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft Meiningen, Jochen Grundler, am Donnerstag. Das Gas führt in hoher Konzentration zu Bewusstlosigkeit und Atemstillstand. Bereits kurz nach dem schweren Unglück am Dienstag war vermutet worden, die Bergleute im Alter von 24, 50 und 56 Jahren seien erstickt.

Das tödliche Gas hatte sich nach Unternehmensangaben nach einer Routinesprengung zur Kali-Gewinnung in Sekunden in der verzweigten und bis zu 1000 Meter tiefen Grube des Kali- und Düngemittelproduzenten K+S ausgebreitet. Bergamt und Staatsanwaltschaft untersuchen, wie es zu dem Gasausbruch, der für eine gewaltige Druckwelle sorgte, kommen konnte. Es war das schwerste Grubenunglück seit 20 Jahren in Deutschland. Der Professor am Institut für Bergbau und Spezialtiefbau der sächsischen TU Freiberg, Helmut Mischo, bescheinigte dem K+S-Konzern höchste Sicherheitsvorkehrungen. Der deutsche Bergbau sei sowohl im internationalen Vergleich als auch im Vergleich mit anderen Branchen eine der sichersten Industrien. „Doch auch wenn wir alle technischen Möglichkeiten ausschöpfen, kann ein grundsätzliches Restrisiko nicht ausgeschlossen werden.“

Dass in den Lagerstätten im Werra-Revier Kohlendioxid gebunden ist, ist den Fachleuten seit Jahrzehnten bekannt. K+S trifft dafür unter anderem mit Erkundungsbohrungen entsprechende Vorkehrungen. Der Bezirksleiter der IG Bergbau-Chemie-Energie, Friedrich Nothhelfer, sagte, die Sprengung habe vermutlich die größte Kohlendioxid-Blase in der Geschichte des deutschen Bergbaus freigesetzt. „Derartige Grubenunglücke wie in Unterbreizbach gehören zu den großen Ausnahmen.“

Wegen der Sprengung war zunächst ein Erkundungstrupp mit sieben Bergleuten in die Grube gegangen. Nur vier Kumpel konnten sich retten. Sie sind nach Unternehmensangaben inzwischen nicht mehr in ärztlicher Behandlung. Ihre Befragung laufe noch, sagte Grundler. Er geht davon aus, dass kommende Woche ein erstes Zwischenergebnis vorliegt. Die Schachtanlagen in Unterbreizbach seien weiter gesperrt, sagte ein Werkssprecher. Nach wie vor gebe es Kohlendioxid in der Tiefe. Die Grubenfeuerwehr ist nach Unternehmensangaben im Einsatz, um für Sauerstoffzufuhr zu sorgen.

An der Unglücksstelle erinnern Blumen und Kerzen an die Opfer der Tragödie in 700 Metern Tiefe. Thüringens Ministerpräsidentin Christine Lieberknecht (CDU) sagte bei ihrem Besuch dort, das Unglück habe ganz Thüringen schockiert. Das Land wolle für die toten Bergleute eine Gedenkfeier ausrichten. „Jetzt ist die Stunde, in der die Trauer überwiegt.“ dpa

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