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Glonn: Frohe Botschaft vorm Rathaus

Auf den tief verschneiten Straßen der kleinen oberbayerischen Gemeinde Glonn ist am Sonntagabend kein Mensch unterwegs. Ein Unbekannter aber hat sich bereits aufgemacht, um die frohe Botschaft zu verkünden.

Glonn - Vor dem Rathaus steht ein kleiner Tisch mit zwei Kerzen darauf. «Susanne Osthoff ist wieder in Freiheit! Danke!» steht auf einem Schild. Zwei Fotos von ihr stehen daneben. «Für Liebe und Dialog» heißt es auf einem weiteren Schild.

Auf einmal war alles ganz schnell gegangen. Am Samstag war lediglich durchgesickert, dass es der Entführten Susanne Osthoff gesundheitlich gut gehen soll. Am Sonntagabend kam dann die erlösende Nachricht von der Freilassung der gebürtigen Münchnerin. «Das ist eine große Erleichterung für uns alle», sagte Martin Esterl, der Bürgermeister ihrer früheren Heimatgemeinde Glonn im Landkreis Ebersberg. Viele Glonner hatten in den vergangenen Wochen mitgezittert. «Es geht einem schon nahe, wenn es jemand von hier ist», sagte Hotelier Franz Schwaiger am Abend.

Im Fernsehen hatten viele die erlösende Nachricht von Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) über Susanne Osthoff gehört: «Sie ist seit heute in sicherer Obhut in der deutschen Botschaft in Bagdad.» Die Familie war kurz zuvor vom Bundeskriminalamt informiert worden, das die ganze Zeit des mehr als dreiwöchigen Bangens engen Kontakt zur Familie gehalten hatte. Für die Mutter Ingrid Hala und die drei Geschwister Anja, Robert und Peter ging damit eine quälende Zeit der Ungewissheit zu Ende.

Nach gut drei Wochen der Angst um das Leben ihrer Tochter hatte Mutter Ingrid Hala die ersten Hinweise vom Samstag auf eine gute Gesundheit ihrer Tochter noch gar nicht richtig glauben wollen. «Natürlich würde ich diese positive Nachricht gerne glauben», sagte Hala noch am Sonntagmittag der dpa. Doch all zuviel Hoffnung wollte sie sich noch nicht machen. «Ich fürchte die Enttäuschung, wenn nichts Wahres daran ist.» Wenig später konnte sie aufatmen - ihre Tochter ist frei. Wann sie die 43-jährige Susanne wieder in die Arme schließen kann, ist noch offen.

Überglücklich waren auch die Mitstreiter Susanne Osthoffs. «Alle feiern und sind froh», sagte für die «Direkthilfe Irak» der Kinderarzt Michael Osang in Glonn. «Ich glaube, die Bundesregierung hat das still und gut gemacht.» Die Menschen, die Susanne Osthoff und die Lage im Irak kennen, hätten stets Hoffnung gehabt, sagte Osang. «Sie war ja in dem Land praktisch als Irakerin bekannt.» Und noch eines sagt Osang: «Wie wir sie kennen, wird sie irgendwann in ihren Irak zurückkehren.»

Die vielen Zeichen der Solidarität in den vergangenen Wochen waren ein wichtiger Trost für die Familie während der Zeit des bangen Wartens. Denn die Situation sei kaum auszuhalten gewesen, sagte der Bruder Robert Osthoff am Sonntagabend dem Fernsehsender n-tv. «Wir haben die ganze Zeit gebetet», berichtete der 41-Jährige. «Meine Mutter ist völlig fertig, meiner Schwester geht es genauso.» Die Schwester Anja Osthoff hatte vor kurzem gesagt: «Das Schlimmste sind die Nächte.» Doch es wird wohl noch einige Zeit dauern, bis die Familie wieder ganz ruhig schlafen kann. (Von Benjamin Großkopf, Jürgen Balthasar und Axel Höpner, dpa)

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