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Glück: Geld macht glücklich – wenn man es richtig ausgibt

Eine empirische Studie belegt: Es ist besser, schöne Erlebnisse zu kaufen als Besitztümer.

Geld ist keine Garantie für Glück. In den letzten Jahrzehnten hat diese Ansicht durch zahlreiche Studien wissenschaftliche Weihen erhalten: Da wurde zum Beispiel gezeigt, dass die Bewohner reicher Länder auf der Glücksskala nicht weiter oben rangieren als die aus ärmeren Regionen dieser Erde. Und es konnte bewiesen werden, dass die Zufriedenheit mit dem eigenen Wohlstand vor allem dann groß ist, wenn Menschen sich und ihren Kontostand mit anderen vergleichen, die weniger haben. Nun konnten Psychologen von der San Francisco State University in einer empirischen Studie erstmals zeigen, dass Geld tatsächlich glücklich macht.

Unter einer Bedingung. Die Glück spendende Wirkung von Geld stellt sich vor allem dann ein, wenn man sich Erlebnisse kauft, nicht Gegenstände. Für ihre Untersuchung, die Ryan Howell, Kayla Barnes und Graham Hill am Samstag auf dem Jahreskongress der Society for Personality and Social Psychology in Tampa vorstellten, befragten die Psychologen ihre Probanden, was sie sich zuletzt geleistet und wie die Neuerwerbungen ihr Leben verändert hätten. Die meisten hielten im Rückblick ihre Investitionen in Karten für Konzert, Theater, Stadion oder Kino, aber auch für ein Essen im Restaurant für besonders lohnend. Geldausgaben für Gegenstände und Besitztümer jeder Art hatten bei ihnen dagegen bei Weitem nicht so viel Zufriedenheit hinterlassen.

Die Forscher führen das darauf zurück, dass es gute Erfahrungen sind, die uns zu unserem Glück verhelfen. „Käuflich erworbene Erfahrungen liefern Erinnerungs-Kapital“, sagte Howell. Glückliche Erinnerungen aber langweilen uns nicht so schnell, wie das ein noch so schöner Einrichtungsgegenstand mit der Zeit tun kann. Das passt zu früheren Studien, aus denen die amerikanischen Forscher die „Need“-Theorie entwickelt haben: Wenn die Grundbedürfnisse von Menschen befriedigt sind, ist demnach keine deutliche Korrelation mehr zu erkennen zwischen Einkommen und subjektivem Wohlbefinden. „Das schöne Gefühl, Geld zu haben, ist nicht so intensiv wie das Scheißgefühl, kein Geld zu haben“, so hat vor einiger Zeit der bayerische Künstler Herbert Achternbusch die Sache auf den Punkt gebracht. Menschen mit großen materiellen Wünschen neigen anderen Studienergebnissen zufolge unter vermindertem Wohlbefinden und negativen Gefühlen.

Wenn das so klar ist: Warum hoffen dann trotzdem so viele Menschen auf einen Lottogewinn – oder wenigstens auf eine saftige Gehaltserhöhung? Auch dafür könnte die neue Studie eine Erklärung liefern: Sie tun es, weil es unter Umständen eben doch stimmt, dass Geld glücklich macht. Wenn wir es richtig ausgeben. „Wenn wir es in Lebenserfahrung investieren“, wie Howell es ausdrückt.

Was er und seine Kollegen nun mit ihrer empirischen Untersuchung belegen, haben andere Psychologen schon früher geahnt. In seinem Buch „Satisfaction. Warum nur Neues uns glücklich macht“ hatte der US-Psychiater und Verhaltensforscher Gregory Berns vor zwei Jahren dargelegt, dass Geld nur ein „Zwischenschritt auf dem Weg zu befriedigenden Erfahrungen“ sein kann. Geld erleichtert den Zugang zu Neuem, es ist also ein Glücks-Versprechen. Nicht jeder Einkauf löst allerdings dieses Versprechen ein, denn wir kaufen die ersehnten Erlebnisse nicht automatisch mit. Zudem verschließt sich der Konsument mit jedem Kauf eine Vielzahl anderer Möglichkeiten, vor allem bei beschränktem Budget. Weshalb Glücksforscher Berns seinen Lesern rät, immer etwas auf der hohen Kante zu behalten: Das erhöhe die Chancen, seine Neugier auch später noch befriedigen zu können. Einen kleinen Trost für Leute mit weniger Geld hat die Studie auch parat: Das Glück hängt nicht von der Höhe der ausgegebenen Summe ab. Ob jemand sich eine Opernkarte für die erste oder die letzte Reihe kauft, spielte für das Glücksniveau keine Rolle.

Adelheid Müller-Lissner

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