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Gottesdienst bei Regensburg: Papst warnt vor Fanatismus

Auf dem Islinger Feld bei Regensburg hat am Vormittag ein Gottesdienst mit Benedikt XVI. begonnen. Vor 260.000 Gläubigen kritisierte der Papst religiösen Fanatismus und rief zugleich zu einem engagierten Eintreten für Gerechtigkeit auf.

Regensburg - Begleitet wurde sein Auftritt erneut von Begeisterungsstürmen. Bei einer Fahrt mit dem Papamobil entlang der Reihen der Gläubigen waren zahlreiche Jubelrufe und "Benedetto"-Sprechchöre zu hören.

In seiner Predigt kritisierte der Papst die "Zerstörungen des Gottesbildes durch Hass und Fanatismus". Er sprach von "lebensgefährlichen Erkrankungen der Religion und der Vernunft". Es sei nun wichtig, "klar zu sagen, welchem Gott wir glauben, und zu diesem menschlichen Antlitz Gottes zu stehen."

Benedikt XVI. fügte hinzu: "Erst das erlöst uns von der Gottesangst, aus der letztlich der moderne Atheismus geboren wurde. Erst dieser Gott erlöst uns von der Weltangst und von der Furcht vor der Leere des eigenen Daseins."

Der Papst mahnte, die Menschen dürften ihr Leben nicht verschleudern oder missbrauchen. "Unrecht darf uns nicht gleichgültig lassen, wir dürfen nicht seine Mitläufer oder sogar Mittäter werden." Notwendig seien Verantwortung und Sorge um "das Heil der ganzen Welt". Jeder müsse seinen Teil dazu beitragen.

Kritik an Wissenschaft

Kritische Worte richtete Benedikt XVI. auch an die Adresse der Wissenschaft: "Seit der Aufklärung arbeitet wenigstens ein Teil der Wissenschaft emsig daran, eine Welterklärung zu finden, in der Gott überflüssig wird."

Letztlich laufe "es auf die Alternative hinaus: Was steht am Anfang: die schöpferische Vernunft, der Schöpfergeist, der alles wirkt und sich entfalten lässt, oder das Unvernünftige, das vernunftlos sonderbarerweise einen mathematisch geordneten Kosmos hervorbringt und auch den Menschen, seine Vernunft." Der Papst fügte hinzu: "Aber die wäre dann nur ein Zufall der Evolution und im letzten doch auch etwas Unvernünftiges."

Die Christen glaubten, dass die Vernunft am Anfang stehe. Der Papst betonte: "Mit diesem Glauben brauchen wir uns nicht zu verstecken, mit ihm brauchen wir nicht zu fürchten, uns auf einem Holzweg zu befinden."

Die Predigt stieß auf viel Beifall. Bereits seit dem frühen Morgen waren tausende Pilger auf das Islinger Feld geströmt. Dort hatten sie sich mit Gebeten und Meditationen auf den Gottesdienst eingestimmt. Der Regensburger Bischof Gerhard Ludwig Müller dankte dem Papst in einer kurzen Begrüßungsrede für das "Geschenk" seines Besuches.

Für den späten Nachmittag war in der Universität Regensburg eine Begegnung mit Wissenschaftlern und Studenten geplant. Weiterer Höhepunkt des vierten Besuchstags in Bayern sollte am Abend eine ökumenische Vesper im Regensburger Dom sein. Dazu wurde unter anderem Bayerns evangelischer Landesbischof Johannes Friedrich erwartet.

Für Mittwoch sieht das Besuchsprogramm einen "privaten Tag" vor, an dem der Papst seinen Bruder Georg Ratzinger treffen und das Grab seiner Eltern und seiner Schwester besuchen will. Außerdem wird er in seinem früheren Wohnhaus in Pentling erwartet. (Von Jörg Säuberlich, ddp)

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