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Panorama: Gouvernator im Kreuzfeuer

Schwarzenegger kämpft. Mit den Kaliforniern

Darf dieser Mann Erfolg haben? Seit rund 15 Monaten regiert Arnold Schwarzenegger den wichtigsten amerikanischen Bundesstaat. Kalifornien ist die sechstgrößte Wirtschaftsmacht der Welt. Allein der Großraum von Los Angeles ist ökonomisch fast so stark wie ganz Russland. Und dann tauchte auf der politischen Bühne plötzlich dieser muskelbepackte Schauspieler mit seinen markigen Reden auf und wurde Gouverneur. Seitdem spalten sich die Geister. Schwarzenegger wird bewundert und verspottet – bis heute. Kalt lässt er niemanden.

Zurzeit werden seine Leistungen heruntermoderiert. „Is Arnold in trouble?“ fragte vor kurzem der „Economist“. Seine Umfragewerte sinken, Ehefrau Maria Shriver will ihn wieder zu Hause haben, und wo immer er öffentlich auftritt, wird gegen ihn demonstriert. Noch immer, schreibt das Magazin, verstehe Schwarzenegger das politische Geschäft als Verlängerung der Unterhaltungsindustrie. Seine Auftritte sind inszeniert, er posiert auf dem Titelblatt von „Vanity Fair“, Verhandlungen führt er am liebsten im Zelt, das er im Garten hinter seinem Amtssitz hat aufschlagen lassen. Denn darin darf er seine geliebte Zigarre rauchen. Viel Rauch um nichts?

Seine Gegner sind mächtig. Daran besteht kein Zweifel.Kalifornien ist fest in demokratischer Hand. Die Liberalen verwinden es nicht, von einem republikanischen Greenhorn entmachtet worden zu sein. Auch die Presse, allen voran die „Los Angeles Times“, berichtet meist hochnäsig und abfällig über den Quereinsteiger. Der sei substanzlos, ein Aufschneider und Hochstapler. Das politische Handwerk muss mühsam erlernt worden sein, schreiben viele Kommentatoren. Selbst im Einwandererland USA wird dieser Einwandererkarriere viel Skepsis entgegengebracht.

Dabei lässt sich die Gouverneurs-Geschichte von Kalifornien auch ganz anders lesen. Die Zweifel an Schwarzeneggers Kompetenz sind kontinuierlich leiser geworden. Er war der Star auf dem Parteitag der Republikaner im vergangenen Herbst. Und die Stimmung in Kalifornien hat sich gewandelt. Gray Davis, sein demokratischer Vorgänger, hatte die Bewohner in Depressionen gestürzt. Jetzt herrscht wieder Optimismus. Die kalifornischen Exporte sind im vergangenen Jahr um knapp zwanzig Prozent gestiegen. Vom Gouverneur ströme eine „neue Energie“ aus, räumt selbst Gavin Newsom ein, der Bürgermeister von San Francisco, ein Demokrat.

Freilich verstößt Schwarzenegger fast leidenschaftlich gegen das oberste politische Gebot, das da heißt: Du brauchst eine Lobby, Freunde, Verbündete. Seine Maxime scheint zu lauten: Ich allein im Verbund mit dem Volk gegen alle anderen, vor allem das Establishment. Konservative Republikaner stößt er ab. „Arnold“ ist für Abtreibung, embryonale Stammzellforschung, die HomoEhe stört ihn nicht. Die Automobilindustrie verärgert er durch radikalökologische Maßnahmen. Staatsbedienstete leiden unter seinem Sparkurs. Er will den Haushalt sanieren, aber nicht die Steuern erhöhen. Kein Wunder, dass so viele maulen.

Seine stärkste Waffe bleibt sein Populismus. Weil der Kongress von den Demokraten beherrscht wird, droht Schwarzenegger damit, seine Visionen per Volksentscheid durchzusetzen. Sein Vierpunkteplan ist ambitioniert. Die Finanzen sollen konsolidiert, Lehrer nach Leistung bezahlt, das so genannte „Redistricting“, mit dessen Hilfe sich die Politiker ihre Wahlkreise selbst zurechtschneiden, abgeschafft werden. Er ist der Schlächter aller heiligen Kühe. Kein Wunder, dass die Zahl seiner Gegner wächst. 200 Millionen Dollar wollen sie für eine Gegenkampagne aufbringen. „Sclerosis Meets the Terminator“, witzelt darüber ein Kommentator der „Washington Post“. An Schwung jedenfalls hat Schwarzenegger nicht verloren. Das bestätigen Freund und Feind.

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