zum Hauptinhalt
Mobiles Lasergerät. Polizeibeamtin am Dienstag auf der B 83. Foto: dpa

© dpa

Panorama: Grenzenlose Raserjagd

Mehr als 4000 Polizisten sind beim dritten Blitz-Marathon im Einsatz – erstmals beteiligen sich Niedersachsen und die Niederlande.

Düsseldorf/Berlin - Mit einem sogenannten „Blitz-Marathon“ sind am Dienstag die Bundesländer Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen sowie das Nachbarland Holland in einer groß angelegten gemeinsamen Aktion gegen Raser im Straßenverkehr vorgegangen. 24 Stunden lang waren an 4000 Kontrollpunkten mehrere tausend Polizisten und kommunale Mitarbeiter im Einsatz.

Die Idee stammt aus Düsseldorf, Nordrhein-Westfalen veranstaltet diese Aktion bereits zum dritten Mal.

Trotz Kritik im Vorfeld der Aktion hält Düsseldorf an dieser Strategie fest. Es sei ein wichtiger Baustein einer langfristigen Verkehrsstrategie. „Wir haben uns in der Verkehrsunfallbekämpfung neu aufgestellt, um dem Trend steigender Unfallzahlen entgegenzuwirken“, erklärt Wolfgang Beus, Pressesprecher des Innenministeriums. Im Rahmen der Kampagne „Brems dich – rette Leben!“ sollen Geschwindigkeitsunfälle bis 2020 um ein Drittel reduziert werden. Diese Strategie scheint aufzugehen. Nach zwei Blitz-Marathons mit mehr als einer Million überprüften Verkehrsteilnehmern sind auf den Straßen dieses Bundeslandes 73 Menschen weniger gestorben – das sind 15,4 Prozent, die Zahl der Schwerverletzten sank um 6,6 Prozent. „Wir können nicht sagen, dass es ausschließlich an unseren Kontrollen liegt. Aber durch die Marathons ist das Thema ins öffentliche Bewusstsein gerückt. Das ist ein Erfolg.“

Der ADAC sieht den Blitz-Marathon kritisch. „Die Verkehrsteilnehmer können sich durch die Ankündigung darauf einstellen“, sagte Pressesprecherin Katharina Bauer. Auch andere Verkehrsexperten wie Michael Schreckenberg von der Uni Duisburg zweifeln an der Aktion. Wegen der Warnung würden die Autofahrer am Aktionstag langsam fahren, am nächsten Tag würden sie wieder rasen, so lautet die Befürchtung.

Nordrhein-Westfalen aber ist von der Strategie überzeugt, mit der das Land das allgemeine Geschwindigkeitsniveau senken will. Dabei werden neben den festen Radarkontrollen Streifenwagen und mobile Lasergeräte eingesetzt, damit die Überprüfungen unberechenbar sind.

Bewusst setzen Polizei und Innenministerium auch auf die Unterstützung durch die Bevölkerung. „Nach unserem Aufruf, Gefahrenstellen zu melden, erhielten wir 15 000 Hinweise.“ Von den 3335 Kontrollstellen in Nordrhein-Westfalen, die am Dienstag eingerichtet worden waren, sind 1259 auf Bürgervorschläge zurückzuführen. Die genannten Gefahrenstellen werden auch Wutpunkte genannt. Von denen sind 1040 inzwischen feste Messpunkte für tägliche Kontrollen. „Die Bürgerbeteiligung ist Erfolgsfaktor für das Gelingen unseres Konzeptes“, erklärt Ralf Jäger.

Entscheidend sei es auch, Verkehrssünder gleich anzuhalten und mit ihnen ins Gespräch zu kommen. Das binde eine Vielzahl von Beamten, „aber verfestigt das Thema bei jedem Einzelnen", sagt Beus. Dass die meisten Kontrollen angekündigt werden, sieht er nicht als Nachteil. „Es ist belegbar, dass bereits durch die Veröffentlichung langsamer gefahren wird und das generelle Geschwindigkeitsniveau sinkt, auch nach dem Ende einer solchen Aktion.“ Man wolle sich auch gegen den Vorwurf wehren, nur auf Sanktionen und Ordnungsgeld aus zu sein. „Das ist nicht unser Ziel.“

Niedersachsen und die Niederlande hatten sich nun erstmals Nordrhein-Westfalen angeschlossen. „Wir erreichen mehr Autofahrer und eine höhere Aufmerksamkeit. Rasen hört nicht an Ländergrenzen auf“, sagt Jäger. In Niedersachsen waren es beim Blitz-Marathon über 300 Messstellen an Bundes- und Landstraßen, Innenminister Uwe Schünemann sagte: „Mit offensiver und transparenten Geschwindigkeitskontrollen steigern wir nachhaltig die Sicherheit auf unseren Straßen.“ Auch der niederländische Leiter der Verkehrspolizei lobt die übergreifende Zusammenarbeit. „Die Kontrollen tragen dazu bei, dass es in beiden Ländern weniger Verkehrsopfer gibt.“Luisa Rische

Zur Startseite