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Sarah Ferguson

© dpa

Großbritannien: Häme für die Herzogin

Sarah Ferguson, die Ex-Frau von Prinz Andrew, wurde reingelegt. Sie versprach einem verkleideten Reporter gegen Geld Zugang zu Andrew. Die Affäre ist peinlich – auch für den Palast.

Eine überschwängliche Entschuldigung, eine frostige Stellungnahme des Buckingham-Palasts, aber damit wird der Schaden nicht behoben sein, den Sarah Ferguson, Herzogin von York und Ex-Frau von Prinz Andrew, mit ihrem neuen Skandal auslöste. Britische Zeitungen werden noch ein paar Tage Gelegenheit haben, Verachtung und Häme auszuschütten. Prinz Andrew führte gestern Gespräche mit dem Handelsministerium, ob er seine Rolle als weltweiter Repräsentant für die britische Industrie überhaupt noch weiterführen kann. Er wurde durch die jüngste Eskapade seiner Ex-Gattin in seinem Amt kompromittiert.

In einem vornehmen Club wurde Fergie am vergangenen Donnerstag vor einem Bündel mit 40 000 Dollar gefilmt, daneben eine halb leere Flasche Rotwein. Das Geld war nur die Anzahlung. Eine versteckte Kamera nahm auf, wie Fergie einem angeblichen „Business Man“ ungehinderten Zugang zu ihrem Ex-Mann, Prinz Andrew versprach: „500 000 Pfund, wenn Sie können, an mich. Offene Tür“, sagt sie in dem von der „News of the World“ veröffentlichten Video und macht mit der linken Hand eine einstreichende Bewegung. Andrew wisse, dass er ihr helfen müsse, denn sie habe kein Geld, so die Herzogin in sichtlich animierter Stimmung. „Sie werden Ihr Geld zehnfach zurückbekommen. Ich kann Ihnen alle Türen öffnen.“ „Fergie verkauft Andy für eine halbe Million“, schrieb die Sonntagszeitung.

Am Tag nach der Enthüllung wurde die 50-Jährige mit rotgeweinten Augen und ohne Make-up am Flughafen Heathrow gesehen. Sie war von Nizza eingeflogen, wo sie bei der Geburtstagsparty von Supermodel Naomi Campbell war, und flog nach Los Angeles, wo ihr ein Preis für karitative Aktivitäten verliehen wurde. „Man hat mich hereingelegt“, sagte sie und weinte. Fergie werde England vielleicht für immer verlassen und sich in den USA niederlassen, wurde spekuliert. Dort könne sie ihre Verbindung zum Königshaus leichter versilbern.

„Es tut mir leid, dass dies passierte. Ich bestätige, dass der Herzog von York nichts gewusst hat“, hieß es in einer Presseerklärung, in der Fergie zugibt, dass sie log. Der Buckingham Palast ergänzte: „Der Herzog von York bestreitet kategorisch, dass er irgendetwas von dem Treffen zwischen der Herzogin und dem Journalisten wusste.“ Der Fallensteller war der berüchtigte Undercover-Reporter Mazher Mahmood. Seit er sich 2001 als Scheich verkleidete und Fergies Schwägerin Sophie, die Frau von Prinz Edward, zu Indiskretionen verleitete, nennt man ihn auch „den falschen Scheich“. In einer anderen für die Royals peinlichen Episode tat Mahmood so, als wolle er das Landhaus der Herzogin von Kent kaufen. Er hat Politiker und Fußballklubbesitzer hereingelegt, er hat die Drogensucht von TV-Stars bloßgestellt oder Söhne von Prominenten zum Drogenhandel verleitet. Solche Methoden sind in den britischen Medien keine Seltenheit. Vergangene Woche wurde mitgeschnitten, was der Chef des britischen Fußballbundes FA, Lord Triesman, seiner Geliebten über die angebliche Schiedsrichterbestechung bei der WM zu sagen hatte – er musste zurücktreten. Der TV-Sender Channel 4 filmte vor ein paar Wochen Labourabgeordnete, die für 5000 Pfund am Tag Einfluss auf ministerielle Entscheidungen nehmen wollten.

Fergie ist Schlagzeilenfutter, seit 1992 fotografiert wurde, wie sie beim Badeurlaub den großen Zeh ihres „Finanzberaters“ lutschte. Die pummlige, sommersprossige, immer lebensfrohe Rothaarige wurde zum Spott der Zeitungen, die ihre rosenhäutige, melancholische Schwägerin Diana vergötterten. „Vulgär, vulgär, vulgär“, soll der einstige Privatsekretär der Queen, Lord Charteris, über sie gesagt haben.

Diana erhielt bei ihrer Scheidung von Prinz Charles eine saftige Abfindung von 20 Millionen Pfund. Fergie musste sich mit 15 000 Pfund im Jahr begnügen. Als sich Kummerspeck ansetzte, nannten freche Zeitungen die Duchess of York „The Duchess of Pork“, Herzogin Schwein. Sie versuchte, aus Kinderbüchern Geld zu machen, jobbte als amerikanische TV-Moderatorin, lebte für eine TV-Serie in einem Sozialslum, um den Leuten zu zeigen, wie man gesünder leben könnte. Sie half mit, Millionen für karitative Einrichtungen zu sammeln, pflegte einen internationalen Jetset-Lebensstil, hat aber, ihren eigenen Worten zufolge, „keinen eigenen Nachttopf zum Reinpissen“. „Wäre die Queen nicht so knickrig gewesen, hätte sie sich eine Menge Kummer erspart“, schreiben Zeitungen jetzt.

Viele bewunderten, wie Prinz Andrew und Fergie auch nach der Scheidung Freunde blieben, die beiden Töchter Beatrice und Eugenie gemeinsam erzogen. Immer wieder war sogar von Aussöhnung und Wiederverheiratung die Rede. Damit dürfte es jetzt vorbei sein.

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