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Mafiafestnahmen auf Sizilien

© dpa

Großeinsatz: Knapp 100 Mafiosi auf Sizilien festgenommen

Großoperation gegen die Mafia in Süditalien: Fast 100 Mafiosi konnten am Dienstag von der Polizei festgenommen werden. Der Einsatz habe verhindert, dass die Cosa Nostra "wieder ihren Kopf hebt".

Historischer Schlag gegen die Mafia in Süditalien: Knapp 100 Mafiosi wurden am Dienstagmorgen von Sondereinheiten der Carabinieri in Palermo und der Provinz festgenommen. Der Großeinsatz richtete sich gegen den Versuch des flüchtigen Superbosses Matteo Messina Denaro, die sizilianische Cosa Nostra etwa 15 Jahre nach der Verhaftung des Mafia-Chefs Totò Riina wieder aufzubauen. Mafia-Ermittler und Politiker werteten den schweren Schlag gegen die Cosa Nostra als Operation von erheblicher Tragweite im fortdauernden Kampf gegen die organisierte Kriminalität.

"Ein wichtiges Ergebnis unserer Ermittlungen ist, dass die Mafia sich treu bleibt", erklärte der zuständige Staatsanwalt von Palermo, Francesco Messineo. "Ihre Strukturen, ihre Methoden, ihre Projekte sind am Ende immer dieselben." Den Festgenommenen wird unter anderem Zugehörigkeit zu einer kriminellen Vereinigung, Schutzgelderpressung sowie internationaler Waffen- und Drogenhandel zur Last gelegt.

Kronzeugen lieferten kriminelle Einzelheiten

Die Ermittlungen hätten mehr als neun Monate gedauert und wären ohne Abhör-Aktionen unmöglich gewesen, hieß es. "Mit der heutigen 'Operation Perseo' sind alle wichtigen, neu strukturierten Schaltstellen der Cosa Nostra gekappt worden", erklärte der nationale Chef der Anti-Mafia-Ermittler, Pietro Grasso. "Wie wir im Juni 2006 die Cosa Nostra in die Knie gezwungen haben, so ist es uns heute gelungen, sie am Wiederaufstehen zu hindern."

Geholfen haben den Ermittlern auch drei neue Mafia-Kronzeugen, die als geständige Kriminelle Einzelheiten geliefert haben, um die "neue Karte der Mafia in Palermo" einsehen zu können. Sie lieferten nach den Angaben auch Details zu Dutzenden von Erpressungen und über den anhaltenden Drogen- und Waffenhandel durch die sizilianischen Bosse.

"Der Staat beweist, dass er immer mehr in der Lage ist, das organisierte Verbrechen zu stoppen und zu zerschlagen", lobte der Vorsitzende der Anti-Mafia-Kommission des Parlaments in Rom Giuseppe Pisanu. "Die 'Operation Perseo' macht den groß angelegten Plan der Mafia in Palermo zunichte, sich in Italien und im Ausland neu zu positionieren", sagte er. Pisanu betonte aber auch, dass der Kampf gegen die Mafia nicht gewonnen sei. Die Cosa Nostra sei aber im entscheidenden Augenblick der Neuorganisation getroffen worden, meinte auch das Kommissionsmitglied Giuseppe Lumia.

Kommandozentrale sollte aus Gefängnis heraus neu aufgebaut werden

Die sizilianischen Mafia-Bosse sähen den seit 1993 einsitzenden Riina immer noch als ihren Chef an, und einige von ihnen hätten mit Zustimmung des Inhaftierten dann begonnen, die Kommandozentrale neu aufzubauen, hieß es. Dazu habe der Superboss Denaro zwar beigetragen, er sei dabei trotzdem von anderen Mafia-Chefs daran gehindert worden, seine Hand auf die neue Kommandozentrale der Cosa Nostra zu legen.

Die Abhöraktionen haben ganz nebenbei auch Klagen älterer Mafia-Bosse über die gute, alte Zeit zutage gefördert. "Es gibt die 'Ehrenmänner' von einst nicht mehr", in diesem Bedauern über Veränderungen bei der Mafia waren sich nach den Angaben zwei der historischen Bosse der Cosa Nostra, Giuseppe Scaduto und Salvatore Adelfio, einig. Als sie sich austauschten, hörten Carabinieri mit. (sgo/dpa)

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