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Hannover: Toter Säugling vor Babyklappe entdeckt

Neben der Babyklappe eines Krankenhauses in Hannover ist ein totes Neugeborenes in einem eisigen Kellerabgang gefunden worden. Die Ärzte, die noch versuchten es zu retten, müssen von Seelsorgern betreut werden. Von der Mutter des Kindes fehlt bisher jede Spur.

Die Hinweisschilder zur Babyklappe sind nicht leicht zu sehen. Der verwinkelte Zugang über eine Kellertreppe ist durch dichtbewachsene Hecken vor ungewünschten Blicken geschützt. An diesem Ort, an dem Babys anonym und unbeobachtet in sichere und fürsorgliche Hände gegeben werden können, macht ein Pfleger des Friederikenstifts in Hannover einen erschütternden Fund. Neben der Babyklappe liegt der reglose Körper eines Neugeborenen. Ärzte in der nur wenige Meter entfernt liegenden Notaufnahme versuchen verzweifelt, den kleinen Jungen zu retten. Ihre Bemühungen sind vergeblich.

"Der Pfleger hatte dienstfrei und wollte seiner Freundin die Babyklappe zeigen", sagt die pflegerische Geschäftsführerin des Krankenhauses, Elke Reinfeld. Am unteren Ende der Treppe entdecken sie vor der Glastür mit der Stahlklappe den Säugling. Das Pärchen und auch die Ärzte müssen nach der gescheiterten Rettungsaktion von Seelsorgern betreut werden.

"Ich bin völlig fassungslos und erschüttert", lässt die hannoversche Landesbischöfin Margot Käßmann von ihrem Sprecher mitteilen. Die Umstände müssten so schnell wie möglich geklärt werden, fordert die Schirmherrin des Trägervereins "Mirjam", der für die Klappe verantwortlich ist.

Baby ist erfroren

Im Patientengarten des Krankenhauses in Hannover liegen noch Reste des in der Nacht gefallenen Schnees. Laut Obduktion ist der kleine Junge erfroren - er starb nach Angaben der Polizei an Unterversorgung beziehungsweise durch Kälteeinfluss. Die Rechtsmediziner gehen davon aus, dass das Kind mehrere Stunden vor der Babyklappe gelegen hat, vermutlich seit der Nacht. Nicht eindeutig geklärt werden konnte bislang, ob der Junge bereits tot abgelegt wurde oder erst vor der Babyklappe gestorben ist.

Die Babyklappe wurde 2001 in einem Nebengebäude des Krankenhauses eingerichtet. "Der Kellerabgang ist nicht videoüberwacht, um es jedem so einfach wie möglich zu machen, ein Baby in die Klappe zu legen", erläutert der kommissarische Leiter der Frauenklinik des Friederikenstifts, Jörg Gade. Erst wenn die Klappe geöffnet wird und ein Baby hineingelegt wird, werden Bilder aufgenommen. Diese werden an eine zentrale Überwachungsstelle nach Hamburg geschickt, und von dort wird die jeweilige Klinik informiert.

"In den vergangenen sieben Jahren wurden sieben Säuglinge in das Körbchen gelegt, ein weiterer wurde in der Nähe an einem Fahrradständer gefunden", erläutert Utz Wewel vom Diakonischen Dienst Hannover. Alle acht wurden inzwischen in die ursprünglichen Familien zurückgebracht oder adoptiert. "Für uns ist es ein ganz trauriger Zustand, ein totes Kind zu finden." (saw/dpa)

Andre Jahnke[dpa]

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