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Panorama: Harry Potter in der Einzelzelle

Zwar ist die richterliche Vorbesprechung zum Fall der wegen Drogenbesitzes in Singapur inhaftierten Deutschen Julia Bohl ohne Ergebnis verlaufen, aber es scheint ihr gutzugehen. In der "Pre-Trial-Conference" (PTC) hat sich Bohls Verteidiger Subhas Anandan mit der Staatsanwaltschaft über die 14 Anklagepunkte gegen die 22-Jährige unterhalten.

Zwar ist die richterliche Vorbesprechung zum Fall der wegen Drogenbesitzes in Singapur inhaftierten Deutschen Julia Bohl ohne Ergebnis verlaufen, aber es scheint ihr gutzugehen. In der "Pre-Trial-Conference" (PTC) hat sich Bohls Verteidiger Subhas Anandan mit der Staatsanwaltschaft über die 14 Anklagepunkte gegen die 22-Jährige unterhalten. Das Gericht legte für den 3. Mai einen zweiten PTC-Termin fest. Julia war am Donnerstag kurz zu sehen, als sie mit ihrem Anwalt sprach. Sie machte auf Beobachter einen gelassenen, fast heiteren Eindruck - obwohl sie mit einem Arm an ihre Mitangeklagte gefesselt war. Mit dem anderen Arm winkte sie einer Schulfreundin zu, die ins Gericht gekommen war. Über Julias Haftbedingungen gibt es nach der Verlegung ins Frauengefängnis Changi keine Klagen. Sie hat, auf eigenen Wunsch, eine Einzelzelle, liest "Harry Potter" und beschwert sich nicht über das Essen. Ihre Eltern sind noch in der Stadt und halten Kontakt zu ihr. Wie es heißt, wird Julia Bohl in den nächsten Wochen keinen Gebrauch vom richterlichen Angebot machen, gegen Zahlung einer Kaution von umgerechnet 93 000 Euro auf freien Fuß gesetzt zu werden. Es wird ihr in Singapur hoch angerechnet, dass sie von der Möglichkeit einer vorübergehenden Freilassung keinen Gebrauch macht.

Wie Bohls Anwalt Subhas Anandan der Presse mitteilte, hat er sich vorgenommen, alle 14 Anklagepunkte zu entkräften. Schwer wiegt vor allem der Vorwurf, Julia und ihre Mitangeklagten - zwei Männer und eine Frau, alle Singapurer malaysischer Abstammung - hätten Rauschgift gehandelt. Bei der Festnahme am 13. März waren in einer von Julia Bohl gemieteten Wohnung unter anderem 687 Gramm Cannabis und 60 Ecstasy-Tabletten gefunden worden. Nach der Verhaftung hatte es zunächst so ausgesehen, als drohe Julia aufgrund der hohen Rauschgiftmenge - mehr als 500 Gramm Cannabis - nach Singapurs strengen Gesetzen die obligatorische Todesstrafe. Ein Labortest zum Reinheitsgehalt des Cannabis hatte die junge Frau entlastet.

Die junge Frau muss sich unter anderem in zwei minderschweren Fällen wegen Handels mit Cannabis verantworten. Ein weiterer Anklagepunkt ist Besitz und Konsum von Rauschgift. Damit droht ihr ein Strafmaß von bis zu 20 Jahren Gefängnis. Anwalt Anandan wollte sich zur weiteren Verteidigungsstrategie nicht äußern.

Katja Wallrafen

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