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Panorama: Herbstunwetter: Sturm über Europa

Es waren die ersten Herbstorkane dieses Jahres und sie schlugen in vielen Ländern Europas zu. Bis zum Abend wurden acht Todesopfer gezählt.

Es waren die ersten Herbstorkane dieses Jahres und sie schlugen in vielen Ländern Europas zu. Bis zum Abend wurden acht Todesopfer gezählt. In Großbritannien kamen fünf Menschen ums Leben, in Frankreich starben drei Menschen bei Sturmunfällen. Die Stürme legten zum Teil den internationalen Bahn- sowie Flugverkehr zwischen Frankreich, Großbritannien und Belgien lahm. Der Hafen von Dover wurde zeitweise geschlossen, vor der bretonischen Küste geriet bei stürmischer See ein Chemie-Tanker in Seenot. In Deutschland blieben trotz Orkanen der Windstärke zwölf größere Schäden aus.

148 km/h Geschwindigkeit

Die schwersten Stürme in Deutschland wurden auf dem Harzer Brocken mit 148 Stundenkilometern gemessen. Auch über den Nord- und Ostsee-Inseln wurde teilweise Windstärke zwölf erreicht. Die Feuerwehren mussten jedoch lediglich herumgewirbelte Ziegel, Bauplanen und Äste sowie umgeknickte Bäume von den Straßen räumen. Zum Teil wurden Autos unter Bäumen begraben.

In Großbritannien kamen ein Autofahrer und ein Motorradfahrer um, als ihre Fahrzeuge von umstürzenden Bäumen getroffen wurden; zwei Menschen erlitten dabei Verletzungen. In Wales wurde eine 58-Jährige von einem Wasserfall in den Tod gerissen. Der Kapitän eines niederländischen Schiffs stürzte bei stürmischer See in den Laderaum und starb. Auf einer Fähre zwischen Großbritannien und Irland wurde ein Passagier über Bord gespült. In Frankreich starben zwei Autofahrer infolge des Sturms. Bei Le Havre stürzte nach Angaben der Polizei ein Baum auf ein Fahrzeug und tötete den 30 Jahre alten Fahrer. Bei Evreux starb ein Autolenker bei einem Frontalzusammenstoß mit einem anderen Wagen, als er einem umgestürzten Baum ausweichen wollte.

Wegen des Sturms, der in Frankreich bis zu 176 Stundenkilometern erreichte, wurde am Vormittag der Flughafen Roissy bei Paris vorübergehend geschlossen. Die Verbindungen vom zweiten Pariser Flughafen Orly wurden stark eingeschränkt. Auch in Belgien wurden internationale Flüge gestrichen; am Amsterdamer Airport Schiphol lief der Flugverkehr mittags mit zweistündiger Verspätung ab. Angesichts der Gefahr, dass Bäume auf Gleise stürzen, wurden auch die Verbindungen durch den Euro-Tunnel von Frankreich nach England sowie die Schnellzugverbindungen von Brüssel nach Paris vorübergehend eingestellt. Auch der Bahnverkehr in den Niederlanden wurde wegen beschädigter Oberleitungen stark behindert.

In Südengland und Wales waren wegen des Orkans, der mit bis zu 140 Kilometern pro Stunde über das Land fegte, Tausende von Häuser ohne Strom; Straßen standen unter Wasser. Zahlreiche Menschen mussten wegen Überflutungen ihre Wohnungen verlassen. Der Straßen- und Eisenbahnverkehr kam nach den schwersten Stürmen in Großbritannien in diesem Jahr weitgehend zum Erliegen. Vor Dover mussten die Nacht über etwa 6000 Fährpassagiere auf Schiffen ausharren, die wegen der schweren Sturmböen den Hafen nicht anlaufen konnten.

Gefahr durch Giftladung

Der vor der Küste der Bretagne in Seenot geratene italienische Chemie-Tanker hat "hochgiftige" Materialien an Bord. Das gab das französische Landwirtschaftsministerium am Montag bekannt. Mindestens ein Teil der 6000-Tonnen-Ladung sei "hoch toxisch". Die "Ievoli Sun" war in der Nacht zum Montag bei schwerem Seegang Leck geschlagen. Am 12. Dezember 1999 war vor der Südküste der Bretagne der maltesische Tanker "Erika" mit 31 000 Tonnnen schwerem Heizöl an Bord auseinander gebrochen und gesunken. Die dadurch verursachte Ölpest hatte mehrere hundert Kilometer Küste verseucht.

Die Präfektur im westfranzösischen Brest teilte am Morgen mit, die "Ievoli Sun" sei rund 80 Kilometer vor der Küste des Départements Finistre bei schwerem Seegang Leck geschlagen. Die genaue Art der Ladung wurde zunächst nicht bekannt. Die 14 Besatzungsmitglieder seien mit einem Hubschrauber gerettet worden, gaben die Behörden in Brest am späten Vormittag bekannt. Die in Seenot geratene "Ievoli Sun" war in Fawley in Großbritannien beladen worden. Der zur Bergung entsandte Hochsee-Schlepper "Abeille Flandres", der aus Brest ausgelaufen war, kreuzte am Montag in dem Unglücksgebiet vor der Nordküste des bretonischen Departements Finistre. Nach Angaben der Behörden gab es in dem Gebiet Windböen von bis zu hundert Stundenkilometern. Nach Angaben des Kapitäns geriet die "Ievoli Sun" am frühen Morgen in Seenot. Die Besatzung der "Abeille Flandres" stellte im Umfeld des Chemie-Tankers eine Verschmutzung mit Öl fest.

Berlin und Brandenburg wurden von dem Orkan verschont. Der Deutsche Wetterdienst nahm am Montag die am Sonntagabend ausgegebene Warnung zurück. Grund für den falschen Alarm war neben "Nicole" das Randtief "Oratia". "Das Randtief ist nicht dort hingezogen, wohin wir vermutet hatten", erklärte Norma Liefke, vom Deutschen Wetterdienst.

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