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Panorama: Himmel, das wird knapp

Im Jahr 2014 soll der Asteroid QQ 47 dicht an der Erde vorbeischrammen

Vermutlich ist die Gefahr, in Berlin von einem Auto angefahren zu werden, viel größer – aber die Nasa warnt schon mal vorsorglich vor „2003 QQ 47“. Das ist der prosaische Name für einen Asteroiden, der sich der Erde am 21. März 2014 sehr dicht nähern könnte. Sehr dicht, das ist in astronomischen Maßstäben eine Distanz von nur 50 000 Kilometern. Die Wahrscheinlichkeit, dass der über einen Kilometer dicke Stein auf der Erde einschlagen könnte, liegt freilich nur bei 0,000 057 Prozent – da ist Lotto treffsicherer.

Allerdings kann man das über so viele Jahre hinweg eigentlich gar nicht genau angeben, sagt Wolfgang Meyer, Mitarbeiter der Wilhelm-Foerster-Sternwarte am Insulaner in Berlin. Zu groß seien die Einflüsse, denen Meteoriten auf ihrem Weg um die Sonne ausgesetzt sind. Schließlich können sie von der Masse anderer Objekte im Raum abgelenkt werden – zum Beispiel dann, wenn sie etwas dichter an anderen Planeten vorbeifliegen. Erst zwei bis drei Jahre vor der Begegnung kann man genauer einschätzen, wie sie ausgehen könnte.

Die meisten fliegen draußen vorbei

Insgesamt gibt es etwa eine Million dieser Klumpen, die größer als 30 Meter sind und immer mal wieder in den Bereich der Erde gelangen. Die meisten von ihnen laufen auf einer für uns nicht gefährlichen Orbitalbahn um die Sonne, denn diese Bahn liegt zwischen Mars und Jupiter. Und das sind von der Erde aus gesehen die beiden äußeren Nachbarn im Sonnensystem.

Potenziell gefährlich für uns, also womöglich irgendwann einmal auf Kollisionskurs, sind davon aber ganze 179 Stück. Der Wanderer 2003 QQ 47 allerdings nimmt seine eigene Abkürzung – so zwischen Erde und Mars hindurch, hoffentlich.

Die Nasa beobachtet 2450 Himmelskörper in Erdnähe, allerdings soll keiner davon auf bedenklicher Route unterwegs sein. Pro Jahr freilich gibt es etwa drei bis vier dieser Meteoriten, die der Erde ziemlich nahe kommen – den Begriff der „Nähe“ wieder mit astronomischer Weitsicht betrachtet.

Zwei große Ströme dieses Weltraumgesteins können nicht nur die Astronomen jedes Jahr beobachten. Es sind die Perseidenschauer Mitte August und die Leonidenschauer Mitte November. Sie werden nach dem Sternbild benannt, aus dem sie – scheinbar – zu uns kommen, hier also das des Perseus und das des Löwen. Viele dieser Teilchen stellen gar keine Gefahr dar, da sie gerade einmal die Größe eines Stecknadelkopfes besitzen. Sie verglühen in dem Moment, da sie in die Erdatmosphäre eintauchen, weil die Reibungshitze zu groß wird. Wenn der Mond sich mit seiner Leuchtkraft zurückhält, ist das Spektakel groß: Im November 2001 sind rund 2000 Leoniden-Sternschnuppen pro Stunde herabgefallen.

Nicht immer schön

Aber der Besuch aus dem All ist nicht immer niedlich anzusehen. Da sich die beim Aufprall freisetzende Energie nach den Gesetzen der Physik von der Masse und der Geschwindigkeit abhängt, kann es – wenn es tatsächlich einmal zu einem Einschlag kommt – mächtig knallen.

Vor 65 Millionen Jahren war es im Golf von Mexiko so weit – von den Folgen für die Umwelt haben sich die Dinosaurier trotz Hollywoods Hilfe bis heute nicht erholt.

Und vor 15 Millionen Jahren saßen die Bayern im Fadenkreuz: Etwa in die Mitte des aus den Städten München, Nürnberg und Stuttgart gebildeten Dreiecks traf ein Meteorit, der „nur“ einen Durchmesser von einem Kilometer hatte. Da er mit mehr als 70 000 Kilometern pro Stunde unterwegs war, besaß er so viel Energie, dass er um die vier Kilometer tief einschlagen konnte. Der Krater hat einen Durchmesser von 25 Kilometern und wird heute das Nördlinger Ries genannt.

Wer sich die Flugbahn von 2003 QQ 43 ansehen möchte, sollte die Java-Funktion an seinem Internet-Browser anschalten und auf die Nasa-Seite http://neo.jpl.nasa.gov/cgi-bin/db_shm?des=2003+QQ47 gehen. Dort kann man die Umlaufbahn des Meteoriten genau nachverfolgen. Das Sonnensystem und die Planeten lassen sich sogar um zwei Blickachsen drehen.

Mit Hilfe einer Datumseingabe lässt sich die Position für den 21. März 2014 ausmachen – sie ist wirklich dicht an der Erde. Ob die Berechnung stimmt, sehen wir spätestens in knapp elf Jahren.

Gideon Heimann

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