zum Hauptinhalt
Im Sog der Naturgewalten. Zerstörte Brücke in Polen.

© dpa

Hochwasser: Die Fluten kommen

Teile Osteuropas stehen unter Wasser – Warschau steht angesichts der nahenden Fluten vor einer Katastrophe. Im Westen drohen gleichzeitig schwere Gewitter.

Die Bewohner von Michalany können es nicht fassen: Zum dritten Mal innerhalb von drei Wochen hat das Wasser ihr Dorf überflutet, jedes Mal haben sie wieder aufgeräumt – und jedes Mal kam das Hochwasser wieder zurück. Die kleine Ortschaft ganz im Südosten der Slowakei ist zum Symbol für die Naturkatastrophe geworden, die das ganze Land erfasst hat. Mehrere tausend Soldaten sind im Einsatz, um Deiche auszubessern, zusätzlich hat die Regierung einige tausend Polizisten in die besonders betroffenen Gebiete entsandt. „Das ist das zerstörerischste Hochwasser, das wir seit Jahrzehnten gesehen haben“, heißt es.

Nicht nur in der Slowakei, auch in Polen und Ungarn überflutet Wasser das Land. Dämme brechen, wie südlich von Warschau, Dörfer und Städte versinken. Warschau steht angesichts der nahenden Fluten vor einer Katastrophe. Die seit Wochen belasteten Deiche sind durchgeweicht. Am Dienstag soll der Scheitel des neuen Hochwassers die polnische Hauptstadt erreichen.

Auch auf Westeuropa kommen Unwetter zu. So wurden für die Nacht zum Montag schwere Gewitter vorhergesagt.

In der Slowakei sind es vor allem kleine Flüsse, die auf einmal bedrohlich angeschwollen sind: Ondava und Ipel heißen sie, Torysa und Latorica – diese Flüsse haben überall in der Slowakei schwerste Schäden angerichtet, besonders betroffen sind die Gebiete im Osten und im Südwesten des Landes. Die Pegelstände der eigentlich trägen Flüsse stiegen auf teilweise sieben Meter an, ein Mehrfaches des normalen Standes. Drei Menschen sind nach inoffiziellen Angaben an den Folgen des Hochwassers gestorben, mehrere Häuser sollen unter der Wucht des Wassers komplett eingestürzt sein. Die Regierung hat mehrere hundert Haushalte evakuieren lassen; viele Dörfer sind ohne Gas und Strom, weil die Leitungen von den Wassermassen gekappt wurden. „So starke Regenfälle wie in den vergangenen Wochen gab es seit 70 Jahren nicht mehr“, sagen slowakische Meteorologen. Sie sehen in den pausenlosen Wolkenbrüchen den Hauptgrund für die Überflutungen. Weil die wochenlangen Regenfälle die Erdmassen aufgeweicht haben, hielten zahlreiche Deiche den angeschwollenen Flüssen nicht mehr stand. Auch Hilfe von außen kommt nur schwer in die betroffenen Gebiete, weil die wichtigste Eisenbahnverbindung von der Hauptstadt Bratislava in den Osten des Landes unterspült ist und deshalb für den Verkehr gesperrt wurde. Stellenweise sind auch ganze Straßen weggesackt. Die slowakische Armee setzt deshalb auch Hubschrauber ein, um Hilfe in abgeschnittene Bereiche zu bringen. Viele Bewohner der betroffenen Gebiete klagen darüber, dass die Situation wegen der anhaltenden Regenfälle schon seit Wochen so dramatisch sei und sich kaum verbessere. Seit fast einem Monat ist die Slowakei immer wieder von verheerenden Hochwassern heimgesucht worden, in manchen Regionen ist die Flut gar nicht erst abgezogen. „Wenn das Wasser wieder weg ist, werden wir uns die nächsten Jahre darauf konzentrieren müssen, den Hochwasserschutz zu verbessern“, sagte der Vorsitzende des slowakischen Städte- und Gemeindebundes, Michal Sykora, in einer ersten Reaktion.

Besonders dramatisch ist die Situation in den Gebieten um die Städte Presov und Kosice, die beiden Hauptstädte der Ostslowakei. Die Polizei hat mehrere Ortschaften komplett geräumt. Aus Sorge vor Plünderungen sind einige hundert Beamte auf Patrouille. Mehrere Firmen mussten ihre Produktion einstellen. Unter ihnen ist auch einer der größten Exporteure des Landes, ein Konsortium der Autohersteller Peugeot, Citroen und Toyota.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false