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Hochwasser: Hochwasser erreicht Donaugebiet

Aufräumen am Alpenrand - Bangen in der Donauregion: Nach der Hochwasser- katastrophe im Alpengebiet wappnen sich die Menschen weiter nördlich an Donau, Inn und Isar gegen die Flutwelle.

München/Wien (24.08.2005, 19:40 Uhr) - «Bilder wie in Südbayern sind bei uns nicht zu erwarten», betonte ein Sprecher der Stadt Regensburg und gab damit eine vorsichtige Entwarnung für die Donau-Anrainer. Ersten Schätzungen zufolge liegen die Schäden im Katastrophengebiet im mehrstelligen Millionenbereich.

In Österreich wurde am Mittwoch das ganze Ausmaß der Katastrophe deutlich. In der Schweiz waren so viele Verkehrswege unterbrochen worden wie seit 100 Jahren nicht mehr. Bei den seit fast zwei Wochen andauernden Überschwemmungen in Rumänien ist die Zahl der Todesopfer auf 28 gestiegen.

In Bayern galt am frühen Nachmittag für zehn Regionen noch Katastrophenalarm. Der höchste Pegelstand der Donau wurde für Donnerstagvormittag mit rund 5,60 Metern erwartet. Beim Augusthochwasser 2002 war die Donau auf 6,60 Meter angeschwollen. «Bei Hochwasser ist das ein Unterschied wie Tag und Nacht», sagte Regensburgs Ordnungsamtsleiter Alfred Santfort.

In der Drei-Flüsse-Stadt Passau hatte sich die Hochwassersituation am Mittwochnachmittag überraschend zugespitzt. Die Hochwasserwelle des Inn habe länger angedauert als zunächst vorhergesagt, sagte ein Sprecher. Daraufhin sei der Donaupegel auf 9,20 Meter angeschwollen. Mehr als 200 Helfer schichteten weitere Sandsäcke auf die Dämme und errichteten Barrieren. In der Nacht sollte der Inn-Pegel aber wieder sinken. In Landshut bereiteten sich Bewohner und Hilfskräfte mit tausenden Sandsäcken auf die in der Nacht zum Donnerstag erwartete Flutwelle der Isar vor. Dort wurde mit einem höheren Pegelstand als beim Pfingsthochwasser 1999 gerechnet.

In Südbayern wird aufgeräumt

In Südbayern hinterließen die abfließenden Wassermassen eine Spur der Verwüstung. Garmisch-Partenkirchen, das zusammen mit dem nahe gelegenen Ort Eschenlohe zu den am schwersten betroffenen Gebieten zählt, war am Mittwoch wieder erreichbar. Nachhaltigen Schaden fürchtet die Tourismusbranche. In Garmisch-Partenkirchen sagten nach der Flut Touristen ihren Urlaub ab.

In Eschenlohe floss das Wasser ebenfalls ab. Feuerwehreinsatzleiter Georg Wagner zeigte sich wenigstens froh, dass «weder Menschen noch Tiere zu Schaden kamen».

Die Stadt Kempten war nur knapp einer Hochwasserkatastrophe entgangen. Die Rekordflut mit einem Höchststand von 6,42 Meter verschonte die Altstadt um Zentimeter, sagte ein Sprecher der Stadt. «Wir sind glimpflich davon gekommen.»

Bundesinnenminister Otto Schily (SPD) und sein bayerischer Kollege Günther Beckstein (CSU) informierten sich in Garmisch-Partenkirchen über die Flutschäden. Bayerns Ministerpräsident Edmund Stoiber (CSU) kündigte ein Hilfspaket für die Opfer an. Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) habe ihm telefonisch auch Hilfen des Bundes zugesagt. Schröder will einen schon seit Wochen als Wahlkampf-Auftritt feststehenden Ausflug nach Augsburg an diesem Donnerstag wahrnehmen.

In Rom gedachte Papst Benedikt XVI. der Hochwasser-Geschädigten. Ihnen müsse auch durch die Solidarität der Mitbürger geholfen werden, sagte der Kirchenführer.

Österreich: Noch immer Orte abgeschnitten

In Österreich, wo bei den schweren Unwettern seit Sonntag mindestens drei Menschen ums Leben kamen, waren zahlreiche Orte in Vorarlberg und in Tirol weiterhin von der Außenwelt abgeschnitten. Tausende Urlauber, etwa die Hälfte von ihnen aus Deutschland, sitzen in den betroffenen Gebieten fest. Der wirtschaftliche Schaden wird auf über 250 Millionen Euro geschätzt.

In Bregenz und Innsbruck gaben sich die offiziellen Tourismusplaner optimistisch: «Wir rechnen nicht mit langfristigen Auswirkungen», sagte der Tourismus-Chef von Lech am Arlberg, Gerhard Walter. Doch für die unmittelbar betroffenen Menschen erscheint die Lage fast hoffnungslos. «Das Wasser kam in den Hotels im Parterre hinein und im ersten Stock wieder heraus», schildert Einsatzleiter Walter Langenfelder die dramatischen Ereignisse in Lech am Vortag.

Die Situation in der Zentralschweiz hat sich unterdessen etwas entspannt. Die Behörden gaben jedoch noch keine Entwarnung. Die Behörden ließen Teile der Haupstadt Bern räumen, weil der Pegelstand des Flusses Aare nur langsam zurückgeht. Mittlerweile gehen die Behörden davon aus, dass das Hochwasser seit dem vergangenen Wochenende vier Menschenleben gekostet hat. Zwei weitere Menschen wurden noch vermisst. Versicherer schätzen die Schäden in der Schweiz auf etwa 500 Millionen Franken (über 320 Millionen Euro).

Der ADAC rät Reisenden auf dem Weg durch Österreich und die Schweiz, sich vor der Abfahrt über die Verkehrslage zu informieren. Vorerst gesperrt bleibt zum Beispiel in der Schweiz die wichtige Nord-Süd-Verkehrsachse, die Gotthard-Autobahn (A2). Reisende auf dem Weg von Deutschland nach Italien sollten auf die San Bernadino-Route (A13) ausweichen. Aktuelle Informationen zur Situation auf den Straßen gibt es unter der Hotline 01805/ 10 11 12. (tso/dpa)

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