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Panorama: Hochwasser: Land unter in Südpolen

Reißende Wassermassen haben die Menschen in den polnischen Hochwassergebieten am Donnerstag weiter in Angst versetzt. Eine Flutwelle der Weichsel erreichte am frühen Nachmittag das südpolnische Krakau (Krakow).

Reißende Wassermassen haben die Menschen in den polnischen Hochwassergebieten am Donnerstag weiter in Angst versetzt. Eine Flutwelle der Weichsel erreichte am frühen Nachmittag das südpolnische Krakau (Krakow). In der Region hatte sich die Lage bereits seit der vorangegangenen Nacht dramatisch zugespitzt.

Bisher sind der Flut in Polen zehn Menschen zum Opfer gefallen, ein 60 Jahre alter Mann wird noch vermisst. In der Hauptstadt Warschau forderten die Stürme zwei Menschenleben. Die beiden hatten sich nach Angaben der Polizei vor dem Regen unter einen Baum geflüchtet und wurden von einem Blitz getroffen.Feuerwehr und Rettungsdienste brachten seit Wochenbeginn 8500 Menschen aus den Überschwemmungsgebieten in Sicherheit. Im Dorf Budzow, rund 350 Kilometer südlich der Hauptstadt, harrten Dutzende Menschen auf den Dächern ihrer Häuser aus, bis sie von Hubschraubern gerettet wurden. Rund 3500 Feuerwehrleute waren nach Angaben der Behörden im Einsatz, um die betroffenen Menschen zu evakuieren. Südlich von Krakau sei außerdem eine Bahnstrecke beschädigt worden.

"Selbst unsere ältesten Einwohner können sich nicht an Vergleichbares erinnern, die Schäden sind ungeheuer", sagte ein Dorfbürgermeister im polnischen Rundfunk. Grafik: Überschwemmungsgebiete in Polen Mehrere Ortschaften waren von der Außenwelt abgeschlossen. Bei schweren Regenstürmen hatten die Rettungsdienste selbst mit Hubschraubern Probleme, zu isolierten Dörfern vorzudringen, in denen das Telefon- und das Stromnetz zusammengebrochen waren. Die Krisenstäbe berichteten von ersten Versorgungsengpässen, selbst Grundnahrungsmittel wie Brot und Trinkwasser seien knapp.

In Krakau wurden die Menschen aufgerufen, mit Metallwänden die Uferwälle entlang der Weichsel zu verstärken. Über das Kanalisationsnetz der Stadt hatte das Hochwasser bereits am Mittwochabend Teile der Innenstadt erreicht. Doch die Uferbefestigungen konnten der Flutwelle standhalten. Befürchtungen, Brücken würden überflutet, bestätigten sich nicht.

Entlang der Weichsel hält die Angst vor der Flut an, die sich ihren Weg in den Norden bahnt. An der Oder ist in den Sammelbecken hingegen noch genug Platz, um die Wassermassen aufzufangen, versicherten die Krisenstäbe in Schlesien. Eine ähnliche Hochwasserkatastrophe wie vor vier Jahren, die auch die Oderregionen in Sachsen und Brandenburg heimsuchte, scheint deshalb nicht zu drohen. Deutsche Behörden befürchteten in der Grenzregion keine Fluten.

Faszination und Schrecken herrschte hingegen in der 750 000- Einwohner-Stadt Krakau: Schaulustige und Anwohner blickten am Donnerstag mit gemischten Gefühlen auf die gelbbraunen, reißenden Fluten der Weichsel. Unter ihnen stand auch der polnische Ministerpräsident Jerzy Buzek, um sich einen Überblick über die Lage in der südpolnischen Krisenregion zu verschaffen. Zuvor hatte er bereits im zentralpolnischen Kielce an einer Sitzung des dortigen Krisenstabs teilgenommen.

Bis Ende des Jahres wolle die polnische Regierung mindestens umgerechnet rund 106 Millionen Mark für die Hochwassergebiete zur Verfügung stellen, kündigte Buzek anschließend an. "Wichtig ist jetzt die unmittelbare Hilfe", forderte er zur Solidarität mit den Hochwasseropfern auf. Die besonders betroffenen Wojwodschaften Malopolska und Swietokrzyskie, in denen der Sachschaden bisher auf 600 Millionen Zloty geschätzt wird, erhielten jeweils eine Million Zloty Soforthilfe. Das Polnische Rote Kreuz hat ein Spendenkonto eingerichtet.

In den Hochwassergebieten ist die Auflistung der Schäden noch lange nicht abgeschlossen. Vor einem Sinken der Pegelstände kann jede Bilanz nur vorläufigen Charakter haben. In Schlesien konnten hingegen viele schon wieder in ihre Häuser zurückkehren und mit der persönlichen Schadensbilanz beginnen. Im Hügelland der Beskiden in Süden an der Grenze zur Slowakei dagegen dauerte die dramatische Situation auch am Donnerstag an.

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