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Panorama: Hoffnung bis zum Ende

Im Fall Madeleine werden die Ermittlungen demnächst eingestellt, berichten Zeitungen

Für Madeleine gibt es wohl keine Hoffnung mehr. Nach mehr als einem Jahr sind offenbar alle Spuren des spektakulären Vermisstenfalles an der portugiesischen Urlaubsküste Algarve im Sande verlaufen. Mehrere Tageszeitungen in Portugal berichten, dass die Polizei demnächst das Ermittlungsverfahren einstellen werde. Mit dem Ende der Untersuchung können dann auch Madeleines Eltern Kate und Gerry McCann, die vorübergehend unter Verdacht geraten waren, damit rechnen, formal entlastet zu werden.

Generalstaatsanwalt Fernando Pinto Monteiro sagte am Dienstag in Lissabon zu den Berichten, die Polizei habe ihren Abschlussbericht vorgelegt. Auf der Grundlage dieses umfangreichen Berichts werde dann entschieden, ob die Ermittlungen eingestellt oder fortgeführt würden.

Die McCanns kündigten derweil an, dass sie ihre private Suche nach ihrer verschwundenen Tochter auf jeden Fall fortsetzen werden. Auch wenn über die Einstellung der Ermittlungen endgültig erst in den nächsten Tagen entschieden wird, spricht vieles dafür, dass der Fall des britischen Mädchens für immer ungelöst bleiben wird.

Schon vor Monaten begannen die portugiesischen Ermittler die Öffentlichkeit darauf vorzubereiten, dass man in einer Sackgasse stecke. Und dass alle bis dahin aufgetauchten Spekulationen über Madeleines Schicksal haltlos seien. Justizminister Alberto Costa hatte im Februar zugegeben, „dass wir uns dem Abschluss dieses Falles nähern“. Und Portugals Kripochef Alipio Ribeiro hatte kurz zuvor eingeräumt, dass Madeleines Eltern wohl voreilig zu Verdächtigen erklärt worden waren. Madeleine war am Abend des 3. Mai 2007 aus dem Ferienappartement ihrer Eltern im portugiesischen Urlaubsdorf Praia da Luz verschwunden. Gerry und Kate McCann hatten die damals Dreijährige zusammen mit ihren jüngeren Zwillingsgeschwistern im Appartement schlafend zurückgelassen und waren in einem nahen Restaurant mit Freunden zum Dinner gegangen. Als sie zurückkamen, war Madeleine nicht mehr da.

Die McCanns, ein Ärzteehepaar, gingen sogleich von einer Entführung möglicherweise durch einen Kinderschänder aus. Die Polizei glaubte allerdings monatelang, dass das Kind durch einen Unfall oder Fahrlässigkeit im Appartement umkam und sein Körper dann von den Eltern versteckt wurde. Keine der beiden Hypothesen konnte jedoch bis heute erhärtet werden. Die portugiesische Zeitung „Correio da Manha“ schrieb jetzt, dass die Polizei „nicht genügend Beweise hat, welche erlauben, den McCanns das Verschwinden ihrer Tochter anzulasten“. Der Deckel der Akte Madeleine werde in wenigen Tagen geschlossen.

Demzufolge wird der Fall nur dann wieder aufgerollt, wenn neue Hinweise auftauchen.

Ohne Ergebnis blieb offenbar auch die Laboruntersuchung von angeblichen Blutspuren im Appartement und im Mietwagen der McCanns. Die Ermittlungen mündeten zudem in einen Polizeiskandal: Jener Chefermittler, der die McCanns vor einem Jahr beschuldigt hatte, musste wegen zahlreicher Pannen und rüder Ermittlungsmethoden seinen Hut nehmen.

Der Sprecher der McCanns, Clarence Mitchell, kündigte an, dass die Eltern die Suche nach ihrer verlorenen Tochter nicht aufgeben werden. Er forderte die portugiesische Polizei auf, den seitens der Eltern beauftragten Privatdetektiven die Ermittlungsakten zugänglich zu machen. „Wir wollen nicht, dass diese Informationen in irgendeinem Regal liegen bleiben und Staub ansammeln.“

Ralph Schulze

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