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Panorama: Hofgang zum Helikopter - Spektakuläre Flucht aus griechischem Gefängnis.

Athen - Das glaubte man bisher nur aus dem Kino zu kennen: Ein Hubschrauber landet im Hof eines Gefängnisses, nimmt zwei Häftlinge an Bord und steigt wieder auf. Die verdutzten Wärter sehen tatenlos zu.

Athen - Das glaubte man bisher nur aus dem Kino zu kennen: Ein Hubschrauber landet im Hof eines Gefängnisses, nimmt zwei Häftlinge an Bord und steigt wieder auf. Die verdutzten Wärter sehen tatenlos zu. So geschehen am Sonntag in der griechischen Hafenstadt Piräus: Per Helikopter machte sich einer der berüchtigtsten Kriminellen des Landes, der 42-jährige Vassilis Palaiokostas, aus dem „Hochsicherheitsgefängnis“ Korydallos (die Lerche) davon. Arrangiert wurde die spektakuläre Flucht vom Bruder des Gefangenen, Nikos Palaiokostas (48). Die beiden Brüder, die aus einem kleinen Bergdorf beim mittelgriechischen Karditsa stammen, halten die griechische Polizei seit über 20 Jahren mit Raubüberfällen, Entführungen und Gefängnisausbrüchen in Atem.

Nikos Palaiokostas floh bereits 1990 aus Korydallos und war seither untergetaucht. Sein Spitzname: „Phantom der Berge“. Er gehört zu den zehn meistgesuchten Verbrechern auf der Fahndungsliste von Interpol. Für seine Ergreifung ist eine Belohnung von 750 000 Euro ausgesetzt. Sein jetzt befreiter Bruder Vassilis wurde 1999 wegen der Entführung eines Geschäftsmannes zu 24 Jahren und zwei Monaten Haft verurteilt.

Die offenbar minutiös geplante Befreiungsaktion begann am Sonntag um 18.14 Uhr: Im Athener Küstenvorort Aghios Kosmas steigt ein weißer Helikopter auf. Die Maschine gehört dem Flugtaxi-Unternehmen Airlift. Gechartert haben sie Nikos Palaiokostas und ein Komplize – für einen Rundflug über Athen. Die Miete in Höhe von 1400 Euro haben die beiden Männer vorab bezahlt. Der Pilot ist ahnungslos. Er weiß nicht, dass er einen der meistgesuchten Kriminellen Europas fliegt. Über dem Stadtteil Renti zieht Palaiokostas plötzlich eine Pistole, sein Komplize holt eine Handgranate und Sprengstoff aus seiner Tasche. Palaiokostas gibt dem Piloten Anweisung, den Helikopter im Tiefflug, unter dem Radar der Flugsicherung, zum Gefängnis Korydallos zu steuern und im Innenhof der Haftanstalt zu landen. Als die Maschine dort um 18.26 Uhr dicht über den Dächern auftaucht und zur Landung ansetzt, glauben die Wächter zunächst, es handele sich um einen Polizeihubschrauber. Die vom Helikopter aufgewirbelte Staubwolke nimmt ihnen die Sicht. Nach wenigen Sekunden steigt die Maschine wieder auf und verschwindet hinter den Dächern.

Als sich der Staub im Hof des Gefängnisses gelegt hat, fehlen zwei Häftlinge: Vassilis Palaiokostas und der Albaner Alkat Razai, ein zu langjähriger Haft verurteilter Drogendealer. Die Gefängnisleitung löst Alarm aus. Um 18.39 Uhr landet der Helikopter bei der Ortschaft Schistos. Die vier Männer steigen aus und fliehen auf zwei bereit stehenden Motorrädern. Drei Minuten später alarmiert der Pilot die Polizei. Eine Großfahndung wird eingeleitet. Am Abend finden die Fahnder die beiden Fluchtmotorräder im Industrievorort Skaramanga. Von den Ausbrechern und ihren Befreiern fehlt jede Spur.

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