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Sven Hossalla und Freundin Lisa Metzler sitzen am 24.07.2015 auf dem Parkplatz Kemmental (Baden-Württemberg) an der Autobahn A8 unter einem Zelt. Ihr Hund Flecki, den sie aus einem Kroatienurlaub mitgebracht hatten, ist ihnen bei der Rückfahrt während einer Rast nach einer Sprengung für das Bahnprojekt Stuttgart 21 entlaufen. Seit Montag 21.07.2015 harren sie auf dem Parkplatz aus, um den Hund wieder zu finden.

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Hund an Rastplatz davongelaufen: Warten auf „Flecki“: Pärchen harrt weiter an Autobahn aus

Der Urlaub endet mit Tränen. Bei einem kurzen Stopp an der Autobahn rennt der Hund davon. Seitdem wartet ein Pärchen auf der Raststätte darauf, dass Flecki wiederkommt.

Auch eine Woche nach dem Verschwinden des Vierbeiners „Flecki“ warten seine Besitzer weiter an der Autobahn A8 bei Ulm auf seine Rückkehr. „Wir geben nicht auf“, sagte die verzweifelte Tierbesitzerin Lisa Metzler am Montag. „Wir sitzen viel im Wohnwagen und warten, dass sich was tut.“ Erst am Sonntag habe sich Flecki dem Pärchen bis auf 200 Meter genähert, berichtete Metzler - dann sei er wieder weggelaufen. „Nachlaufen und schreien bringt gar nichts. Das scheucht ihn weg.“

Die 24-jährige war mit ihrem Partner Sven Hossalla am vergangenen Montag aus einem Kroatien-Urlaub auf dem Weg nach Hause, als Flecki bei einem kurzen Stopp an der Autobahn wegen eines lauten Knalls davonlief. Seitdem warten die Hundebesitzer aus Longuich bei Trier auf die Rückkehr des Mischlingsrüden. Das Pärchen hatte den Hund erst wenige Tage vorher von einer Bekannten übernommen.

Der Medienrummel um den entlaufenen Hund vor Ort habe sich bereits etwas gelegt, berichtete Metzler erleichtert. „Wir müssen gucken, dass Ruhe einkehrt. Dass der Hund so viel Mut kriegt, dass er zu uns kommt“, sagte sie. Sie will weiter auf Flecki warten: „Wenn wir ihn alle zwei Tage sehen, werden wir nicht nach Hause fahren.“

Flecki zeigte sich immer mal wieder. „Er kam einige Male 15 bis 20 Meter ans Auto heran.“ Da er aber sehr scheu sei und dann meist gerade ein Laster laut vorbeigefahren sei, habe er sich wieder zurückgezogen. „Unsere Bindung ist noch nicht so stark“, sagt Hossalla. Die traurige Geschichte von Flecki hat sich inzwischen in den Orten um den Parkplatz herumgesprochen. „Es kommen viele Leute und bringen uns Essen und Trinken“, berichtet der 36-Jährige. Jemand hat für sie einen Pavillon aufgebaut, Tisch und Stühle organisiert. Beim Förster waren sie schon mal duschen. Und jemand habe angekündigt, einen Wohnwagen vorbeizubringen, damit sie nicht mehr im Auto schlafen müssten. „Die Menschen hier sind sehr hilfsbereit.“

Undatiertes Handoutphoto des Hundes "Flecki" von Sven Hossalla und Freundin Lisa Metzler.
Undatiertes Handoutphoto des Hundes "Flecki" von Sven Hossalla und Freundin Lisa Metzler.

© dpa

Jetzt haben die Hundebesitzer zwei Lebendfallen - mit Hühnchenfleisch bestückt - aufgestellt. „Das mag Flecki so gerne.“ Damit solle er angelockt werden. Zuletzt sei er am Freitagmorgen von einer Frau gesehen worden. Über Flecki hatten zuvor bereits andere Medien berichtet, nachdem Lisa Metzler über Facebook die Öffentlichkeit um Unterstützung gebeten hatte.

Nach Angaben des Deutschen Tierschutzbundes ist es grundsätzlich sinnvoll, dort zu warten, wo ein Hund weggelaufen ist. „Wenn ein Hund noch keine Bindung zu seinen Besitzern entwickelt hat, dann kann es natürlich schwieriger werden“, sagt Sprecherin Lea Schmitz in Bonn. Straßenhunde neigten oft dazu, vor Menschen wegzulaufen, während andere Hunde bei Menschen Futter suchten. Zuverlässige Angaben über die Zahl von weggelaufenen Hunden in Deutschland gebe es nicht. Metzler und Hossalla wollen weiter auf dem Parkplatz Kemmental bleiben. „Auch wenn unsere Nerven schon ziemlich blank liegen“, sagt Hossalla. Aber so lange Flecki immer mal wieder gesichtet werde oder sich dem Auto nähere, gebe es ja noch Hoffnung. „Wir haben das Gefühl, wenn wir wegfahren, geben wir ihn auf.“ (dpa)

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