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Hurrikan "Ike": Aufgewühlte Karibik

Kuba im Dunkeln, Haiti im Chaos – und jetzt stürmt Hurrikan „Ike“ auf die US-Küste zu.

Havanna - Diesmal hat es Kuba voll erwischt. Die Insel liegt im Dunkeln. Hurrikan „Ike“ hat dort bisher nicht abzusehende Schäden angerichtet. Jetzt lädt sich der Sturm über dem warmen Golf von Mexiko wieder auf und nimmt Kurs auf die Südküste der USA. Von Kuba aus bewegt sich der Wirbelsturm direkt auf Texas zu.

Und auf die Ölplattformen im Golf. Shell brachte vorsorglich Personal von den Förderplattformen im offenen Meer in Sicherheit. Andere Mineralölgesellschaften kündigten ebenfalls Evakuierungen an.

Kuba ist nach dem Durchzug des Sturms fast vollständig ohne Strom. Auch die schöne Hauptstadt Havanna liegt im Dunkeln. Dafür gelang es in Guantanamo und Santiago im Osten, die Stromverbindungen wiederherzustellen. Bevor „Ike“ den Golf erreichte, peitschte er fünf Stunden lang über Kubas westliche Provinz Pinar del Río. In der für ihre Tabakplantagen bekannten Region hatte bereits sein Vorläufer „Gustav“ am 30. August eine Spur der Zerstörung hinterlassen. Die Behörden meldeten vier Todesopfer. Dass es nicht mehr waren, liegt an dem von den Vereinten Nationen als vorbildlich bezeichneten Katastrophenschutz in Kuba. Das Land, das regelmäßig von tropischen Wirbelstürmen heimgesucht wird, verfügt über ein funktionierendes Evakuierungssystem, ganz im Gegensatz zu anderen Inseln und Ländern der Region.

In Kuba waren 2,2 Millionen Menschen vor „Ike“ rechtzeitig in Sicherheit gebracht worden, darunter auch mehr als 10 000 ausländische Touristen. Beim Durchzug von „Gustav“ gab es keine Toten. Dagegen kamen in Haiti durch die Stürme „Fay“, „Gustav“, „Hanna“ und „Ike“ seit Mitte August mehr als 600 Menschen ums Leben. Allein in der haitianischen Stadt Gonaïves wurden laut UN-Angaben als Folge von „Ike“ bis Dienstag 101 Tote gefunden. Falls die durch den Tropensturm geschädigten Menschen keine massiven Hilfslieferungen erhalten sollten, sei mit gewalttätigen Zusammenstößen und Unruhen zu rechnen, warnte eine Sprecherin der in Haiti stationierten UN-Soldaten. Dabei werde es mehr Tote geben als durch den Hurrikan. Die UN richteten eine Luftbrücke zwischen der Hauptstadt Port-au- Prince und dem 150 Kilometer weiter nördlich gelegenen Gonaïves ein. Die Hilfsgüter wurden UN-Angaben zufolge unter dem Schutz von Soldaten und Polizisten der Vereinten Nationen an bedürftige Menschen verteilt.

Eine Sondermaschine der Condor soll zahlreiche deutsche Urlauber aus dem von Hurrikan „Ike“ verwüsteten Osten Kubas ausfliegen. Geplant war, am gestrigen Abend eine gecharterte Boeing 767 der italienischen Gesellschaft Blue Panorama nach Holguin auf Kuba starten zu lassen, sagte eine Sprecherin der Condor am Mittwoch im hessischen Oberursel. Abholen soll sie 89 Gäste des Reisekonzerns Thomas Cook Deutschland. Auch der Tui, die am Mittwoch ebenfalls die vorzeitige Heimreise ihrer Gäste aus Holguin prüfte, sollen Plätze in der Maschine angeboten werden, hieß es. In Frankfurt am Main sollen die Urlauber am späten Donnerstagabend landen. Der nächste reguläre Condor-Rückflug aus Holguin ist für den Freitag geplant.

In Varadero im Nordwesten Kubas, wo sich noch deutlich mehr deutsche Urlauber aufhalten, soll dagegen keine vorzeitige Rückreise angeboten werden. Die touristischen Einrichtungen in Varadero seien „nicht substanziell beschädigt“, sagte Tui-Sprecherin Alexa Hüner am Mittwoch in Hannover. Der Hotelbetrieb laufe dort normal weiter. Auch bei den Marken von Thomas Cook Deutschland (Neckermann, Thomas Cook Reisen) hätten die Reiseleiter nur von „geringen Schäden“ in Varadero berichtet, sagte Firmensprecherin Nina Kreke in Oberursel.

Varaderos Straßen seien noch verschmutzt, auch die Strände müssten nun aufgeräumt werden, ansonsten aber gebe es keine Einschränkungen, sagte eine Sprecherin der Rewe-Pauschaltouristik (ITS, Jahn Reisen, Tjaereborg) in Köln. Alle Anreisen von Gästen nach Varadero könnten in den kommenden Tagen wie geplant stattfinden.

Mit zehn Wirbelstürmen gilt die diesjährige Sturmsaison noch nicht als außergewöhnlich. Sie liegt noch im Rahmen des langjährigen Mittels. Außergewöhnlich ist aber, dass in diesem Jahr immer dieselben Inseln getroffen werden und die Schäden sehr hoch sind. Tsp/AFP/dpa

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