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Panorama: Ich gestehe!: Steven Soderbergh, Regisseur ("Erin Brokovich")

Ich musste einmal einen Schauspieler austauschen, nachdem wir bereits mit dem Drehen begonnen hatten. Das ist eine verdammt unangenehme Situation, an die ich mich nur sehr ungern erinnere.

Ich musste einmal einen Schauspieler austauschen, nachdem wir bereits mit dem Drehen begonnen hatten. Das ist eine verdammt unangenehme Situation, an die ich mich nur sehr ungern erinnere. Aber nichts war so peinlich wie der Moment, als ich 1989 in Cannes war und für meinen ersten Film "Sex, Lügen und Video" völlig überraschend die Goldene Palme gewann. Ich wurde auf die Bühne gerufen, nahm meinen Preis entgegen, stammelte ein paar Dankesworte und kehrte auf meinen Platz zurück - alles live vom Fernsehen übertragen. Ich setzte mich zwischen zwei französische Regisseure, die sichtlich nicht glücklich waren darüber, dass sie gegen mich verloren hatten. Kaum saß ich, näherte sich ein Interviewer vom französischen Fernsehen mit Kamerateam und stellte mir ein paar Fragen: Wie ich mich fühle? Ob ich überrascht sei? Das Übliche. Ich antwortete wie in Trance, bedankte mich, stand auf und ging - bis mich schließlich jemand aufhielt und irgendwas Unverständliches auf Französisch zu mir sagte. Ich nickte nur und wollte weitergehen, aber er hielt mich fest und deutete auf den Platz, den ich gerade verlassen hatte - und da stand unter meinem Sitz mein Preis, die Goldene Palme, die ich dort vergessen hatte. Ich musste den ganzen Weg wieder zurückgehen - und das vor laufenden Kameras. Die beiden Franzosen nahmen es wahrscheinlich als weiteres Zeichen meiner amerikanischen Arroganz, diesen wichtigen Preis einfach vergessen und stehen gelassen zu haben. Dabei war das für mich ein sehr großer Moment - und alles, was ich seither machen konnte, verdanke ich letztendlich diesem Preis.

Bea Schnippenkoetter.

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