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Panorama: Im Fluge vorbei

Heute geht der Papstbesuch in Deutschland zu Ende – Martin Ott fliegt Benedikt XVI. zurück nach Rom

Während für viele Organisatoren und Helfer die Anspannung der vergangenen Tage abfällt, geht es für Martin Ott erst richtig los: Heute Nachmittag wird er die Lufthansamaschine steuern, die Benedikt XVI. von München nach Rom zurückbringt. Martin Ott ist 50 Jahre alt, groß, blond und braungebrannt, Typ Traumschiff-Kapitän. Gestern Mittag ist er nach Frankfurt gekommen, um das Flugzeug für den Transport „seiner Heiligkeit“ vorzubereiten. Für den hohen Gast wird ein extra Sessel eingebaut. Auch die CDs werden ausgetauscht: Statt des üblichen Popgedudels werden während des Fluges Mozart, Bach und Mendelssohn-Bartholdy gespielt, Benedikts Lieblingskomponisten. Der Speiseplan wird ebenfalls angepasst. „Der Papst hat genau gesagt, was er will“, sagt Ott. „Da denkste, der will so ein Fünf-Gänge-Menü oder so. Aber nix, der will was ganz Einfaches.“ Was genau – ob bayerisch, italienisch, Brot und Wasser – will Ott aber nicht verraten. Nur so viel: Eine einfache Hauptspeise und einen Nachtisch wird es geben.

Für Martin Ott ist es nicht die erste Begegnung mit dem Papst. Vergangenes Jahr hat er ihn nach dem Weltjugendtag von Köln nach Rom zurückgeflogen. Er hatte die Idee, eine extra Schleife über Marktl am Inn zu drehen: „Der bayerische Papst in Deutschland, habe ich mir gedacht, und dann ist er nur in Köln, das geht doch nicht.“ Als Benedikt im Flugzeug saß und er ihn fragte, ob er mit der Extrarunde einverstanden ist, da habe der sofort „Ja, gut, machen wir“, gesagt. Der Vatikan und die Marktler hatten alles vorbereitet, so konnte der Papst vom Flugzeug aus sogar einen Gruß nach unten schicken.

Vor ein paar Wochen hatte Ott wieder eine Idee, um das Reiseprogramm außerprotokollarisch ein bisschen zu dehnen: Weil der Papst dieses Mal nur nach Altötting und Marktl kommen konnte, sein Leben in Bayern aber noch mit einigen anderen Städtchen eng verbunden ist, will Ott heute eine Schleife über Traunstein, Aschau am Inn und Tittmoning fliegen. Diese Orte hat Benedikt in seinen Lebenserinnerungen als „Traumland meiner Kindheit“ bezeichnet. Die Traunsteiner, Aschauer und Tittmoninger waren begeistert, auch die Marktler fanden die Idee gut: „Uns wird immer vorgeworfen, dass wir den Papst vereinnahmen“, sagt Stephan Semmelmayr, Touristikchef von Marktl. Jetzt habe man die guten Kontakte zu seiner Heiligkeit für die anderen Orte nutzen können. Martin Ott und Stephan Semmelmayr haben sich bim Schleifendrehen über Marktl kennengelernt. Und weil Ott mit seiner Familie um die Ecke in Pfaffenhofen wohnt und privat mit einer Band „religiöse rhythmische Lieder“ spielt, kam es, dass Ott, der Pilot, am Montag zum Musiker wurde – und dem Papst in Marktl ein Ständchen spielen durfte.

Heute um 7 Uhr 30 landet seine Maschine auf dem Münchener Flughafen, um 12 Uhr 45 wird Martin Ott mit dem heiligen Besuch abheben. In Köln habe der Papst kurz vorher die Besatzung zu sich gerufen und ein bisschen geplaudert: „Nachher müssen Sie ja arbeiten und wenn wir in Rom sind, ist keine Zeit mehr“. Wäre natürlich großartig, wenn das heute auch wieder passieren würde. „So entwaffnend einfach“ sei Benedikt gewesen, sagt Ott. Er persönlich habe viele Gemeinsamkeiten mit dem Papst: „Ich bin gläubig, liebe die Natur und die Musik.“ Allerdings sei da ein gravierender Unterschied: „Ich habe eine Frau und Kinder“.

Claudia Keller

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