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Panorama: In der Hand Gottes

Der frühere Fußballer Maradona liegt mit Herzproblemen auf der Intensivstation

Von Anne Grüttner,

Buenos Aires

Hunderte Fans stehen vor dem Krankenhaus und warten auf neue Nachrichten. Ganz Argentinien bangt. Diego Maradona, dessen linke „Hand Gottes“, wie er später sagte, Argentinien 1986 den WM-Titel bescherte, liegt seit Sonntag in einer exklusiven Klinik in Buenos Aires auf der Intensivstation und muss beatmet werden. Der 43-Jährige leide an starkem Bluthochdruck und Herzschwäche, sein Zustand sei kritisch, so sagten die Ärzte. Am Nachmittag kamen noch Lungenprobleme hinzu, hieß es.

Lokale Medien hatten zunächst berichtet, Maradonas Beschwerden seien auf eine Überdosis Kokain zurückzuführen. Schon im Jahr 2000 wäre Maradona fast an einer Überdosis Drogen gestorben. Damals stellten die Ärzte bereits eine Schädigung des Herzens fest. Maradona unterzog sich einer Entziehungskur auf Kuba. „Er hat schon seit einiger Zeit kein Kokain mehr zu sich genommen“, berichtet sein Leibarzt Alfredo Cahe. „Er hat die Abhängigkeit in Kuba unter Kontrolle bekommen.“ Auch einen Herzanfall schloss der Arzt aus.

Maradona, der auf Kuba auch wieder sehr viel schlanker geworden war, erschien bei seinen letzten Auftritten wieder stark übergewichtig, war kurzatmig und schwitzte heftig. Noch am Sonntag belagerten ihn seine Fans im Bombonera-Stadion seines Fußballclubs Boca Juniors, wo er in dem für ihn Zeit seines Lebens reservierten Logenplatz saß und den 2:0 Sieg Bocas gegen den argentinischen Verein Nueva Chicago verfolgte.

„Diego kam in sehr guter Verfassung aus Kuba zurück, er stand unter meiner ständigen medizinischen Kontrolle, in Koordination mit den kubanischen Ärzten“, sagt Cahe. „Am Samstag fand ich ihn schon ein wenig kurzatmig und entschloss mich, ihn am Sonntag nach dem Fußballspiel zu besuchen. Als ich in sein Haus kam, litt er an Fieber und Erbrechen und ich habe ihn direkt ins Krankenhaus eingewiesen.“ Diegos Zustand stehe sicherlich mehr in Zusammenhang mit seinen emotionalen Konflikten als mit seiner Drogenabhängigkeit, meinte der Leibarzt. Maradona hatte sich vor kurzem von seinem Freund und langjährigen Repräsentanten Guillermo Coppola getrennt, weil dieser ihn angeblich um Geld betrogen hatte. Das Leben der einstigen Nummer 10 der argentinischen Nationalelf war in den letzten Jahren viel von Polemik bestimmt. Zusammenstöße mit der Presse, seine radikale Verteidigung des kubanischen politischen Systems, nicht erfüllte Verträge und die Drogenabhängigkeit ließen den aus sehr einfachen Verhältnissen stammenden Fußballspieler stark verändert erscheinen.

Das tat der Liebe der Argentinier zu ihm allerdings keinen Abbruch. Maradonas geschiedene Frau Claudia Villafane, seine beiden Töchter Dalma und Giannina und sein Vater waren die Ersten, die sich am Sonntag im Krankenhaus einfanden. Schon nach kurzer Zeit hatte sich eine Traube aus Fans und Journalisten vor den Türen des Hospitals versammelt und harrte dort stundenlang aus. Diegos polemisches Buch, „Ich bin der Diego“, das im September 2000 erschien, war mit 125000 verkauften Exemplaren eines der meistverkauften Bücher in Argentinien. „Wir müssen abwarten, wie sich sein Zustand entwickelt, ich hoffe er wird gut auf die Behandlung mit Antibiotika reagieren“, sagte Cahe am gestrigen Abend.

Anne Grüttner[Buenos Aires]

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