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Falscher Affe. Bei dem Primaten mit dem Muttermal über dem Auge (oben) handele es sich um ein Archivbild, sagen die Offiziellen. Das dunklere Tier sei tatsächlich ins All geflogen.

© AFP

Iran verwirrt mit Fotos: Das doppelte Äffchen

Der Iran möchte mit seinem Raumfahrtprogramm die Öffentlichkeit begeistern. Dazu wurde ein Affe ins All geschickt. Doch der PR-Coup war nicht so glanzvoll wie erhofft: Bald darauf kursierten Fotos von zwei Tieren - das ist ein Affe zu viel.

Berlin - Wenn ein Affe ins Weltall fliegt, folgt ihm bald ein Mensch. Das hatten die Amerikaner vor fünf Jahrzehnten so vorgemacht, und so will nun auch der Iran mit seinem Raumfahrtprogramm die Öffentlichkeit begeistern. Am vergangenen Montag schickte das Land einen Affen ins All, der nach 20 Minuten zur Erde zurückkehrte. Wohlbehalten, wie es heißt.

Doch der PR-Coup war nicht so glanzvoll wie erhofft. Aus noch nicht vollständig geklärten Gründen, wurden neben den Fotos des echten Raumfahrers namens „Pischgam“ („Pionier“) auch Bilder eines anderen Tieres veröffentlicht, das in der vergangenen Woche die Erde gar nicht verlassen hatte. Es könnte zur Auswahlmannschaft gehören, in der auch Pischgam vorbereitet worden war. Andere behaupten, dass einer der gezeigten Affen bereits 2011 in eine Rakete verfrachtet worden und bei dieser Mission umgekommen sei.

Am 28. Januar meldeten die iranischen Behörden, in einer Raumkapsel einen Affen in den Kosmos geschickt zu haben. Bis zu 120 Kilometer hoch sei er geflogen, bevor er „unbeschadet“ zur Erde zurückgekehrt sei. Dazu wurden Bilder des Raumfliegers veröffentlicht: ein Tier mit hellgrauem Fell und einem roten Leberfleck oberhalb des rechten Auges. Zwei Tage nach der Landung brachte die iranische Nachrichtenagentur Isna ein Foto in Umlauf, das einen Affen mit dunklerem Fell und ohne den markanten Leberfleck zeigt. Bald darauf begannen im Internet Diskussionen über die zwei verschiedenen Tiere. Hat der Affe die Mission nicht überlebt? Oder ist er im All einem Arzt begegnet, der ihm das Muttermal entfernt hat?

Wie die israelische Zeitung „Haaretz“ nun unter Berufung auf die Nachrichtenagentur AP berichtet, stammt das Bild des Affen mit Leberfleck aus dem Archiv. Es zeige ein „Ersatztier“, wird Mohammad Ebrahimi zitiert, einer der Verantwortlichen des iranischen Raumprogramms. Drei bis fünf Affen wären zugleich für den Flug getestet und davon zwei oder drei für den Start ausgewählt worden.

Der Flug des Affen habe in jedem Fall stattgefunden, sagte Ebrahimi am Wochenende. „Er ist in guter gesundheitlicher Verfassung und der Raumflug hatte keine physischen Folgen für Pischgam.“ Einige der veröffentlichten Fotos stünden aber nicht in Zusammenhang mit dem Zeitpunkt der Mission. „Es waren Archivbilder von Affen, die für den Start vorbereitet wurden.“

Der US-Astronom Jonathan McDowell bezweifelt das. Es habe zwar einen Flug eines Primaten gegeben, zitiert ihn „Haaretz“. Aber das helle Äffchen, dessen Bilder zuerst kursierten, habe eine andere Geschichte. „Das Tier wurde bereits im Jahr 2011 ins All geschossen. Doch die Rakete stürzte ab und der Affe kam gar nicht bis in den Weltraum.“ Diese Version findet sich auch auf zwei regierungsnahen iranischen Webseiten, „Radschanews“ und „Nasimonline“, berichtet AFP. Der nach der Landung präsentierte Affe sei demnach der „echte“. Bereits 2010 wurden im Rahmen des iranischen Weltraumprogramms offiziellen Angaben zufolge eine Maus, eine Schildkröte und Würmer ins All gebracht.

Der Termin für den aktuellen Flug ist nicht zufällig gewählt. Er steht in Zusammenhang mit den Feierlichkeiten zum 34. Jahrestag der islamischen Revolution von 1979. Laut den Medienberichten sollte der kurze Ausflug von Pischgam Irans ersten bemannten Raumflug vorbereiten. Dieser soll bis spätestens 2020 stattfinden.

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