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Vor dem Flug. Tests in Baikonur.

© rtr

ISS: Gefährdete Mission

Der nächste Flug zur Raumstation ISS wird nicht wie geplant am 13. Dezember stattfinden können. Der Grund: massive Beschädigungen des Raumschiffs, eines nagelneuen Sojus-TMA 20.

Es sieht gar nicht gut aus für die 27. Expedition zur internationalen Raumstation ISS. Die drei Astronauten – der Russe Dmitri Kondratjew, die US-Amerikanerin Cathrine Coleman und der europäische Forschungskosmonaut Paolo Nespoli – werden nicht wie geplant am 13. Dezember abheben können. Der Grund: massive Beschädigungen des Raumschiffs, eines nagelneuen Sojus-TMA 20.

Als dieses am Dienstag in Baikonur, dem Weltraumbahnhof in Kasachstan eintraf, stellten Ingenieure beim Entladen zunächst nur fest, dass der Container beschädigt ist. Dass auch der Rumpf der Rakete und der Landeapparat schwer gelitten hatten, räumten Raumfahrtagentur Roskosmos und der Hersteller, der Luft- und Raumfahrtkonzern „Energija“, erst einen Tag später ein. Fragen nach dem Starttermin beantwortet Roskosmos-Chef Anatoli Perminow seither nur noch ausweichend. Erst nach einer Inspektion vor Ort, so zitierte ihn die Moskauer Nachrichtenagentur Interfax, könne er per Unterschrift grünes Licht für den Start geben. An Bord würden schließlich Menschen gehen. Radio Echo Moskwy dagegen meldete unter Berufung auf einen von Perminows Beamten, der Transporter müsse im Herstellerwerk in Koroljowo bei Moskau repariert werden. Und allein der Rücktransport nimmt bei einer Entfernung von etwa 2 000 km mehrere Tage in Anspruch.

Experten machen die Bahn für die Blessuren verantwortlich. Fraglich ist, wo der Schadensfall eintrat: Vor oder erst nach Passieren der Grenze zwischen Russland und Kasachstan. Die sonst freundschaftlichen Beziehungen beider UdSSR-Nachfolgestaaten wurden durch den Weltraumbahnhof bereits mehrfach getrübt. Beim Bahntransport war im Juli eine Proton-Trägerrakete schwer beschädigt worden, die ebenfalls nach Kasachstan unterwegs war. Den Zustand von dessen Schienennetz beschreiben russische Eisenbahner als entsetzlich und kommen der Wahrheit damit bedenklich nahe. Kasachstan dagegen verlangt von Russland höhere Sicherheitsstandards bei Raketenstarts. Nach Explosionen hatte ausgetretener Treibstoff ganze Gebiete schon mehrfach verseucht.

Moskau hat in den vor über fünfzig Jahren in Betrieb genommenen Weltraumbahnhof seit dem Ende der Sowjetunion 1991 so gut wie nichts mehr investiert und wird ihn, obwohl Russland und Kasachstan sich kürzlich auf Verlängerung des Pachtvertrags bis 2050 einigten, in Kürze ganz aufgeben. Künftig sollen russische Raumschiffe knapp 6000 Kilometer weiter östlich abheben, in Wostotschny an der Grenze zu China. Schon 2011 soll der erste Teststart durchgezogen werden, der reguläre Betrieb 2015 anlaufen.

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