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Justizirrtum: Familienvater mehr als zwei Monate unschuldig im Gefängnis

Ein fünffacher Vater aus Slowenien hat neun Wochen in einem niedersächsischen Gefängnis verbracht - unschuldig. Ein Unbekannter hatte seinen Pass gestohlen und damit mehrere Straftaten begangen.

Ein fünffacher Familienvater aus Slowenien hat neun Wochen unschuldig in Untersuchungshaft in Rosdorf bei Göttingen (Niedersachsen) gesessen. Der 38-Jährige war wegen Betrügereien angeklagt worden, die jedoch ein Unbekannter unter seinem Namen begangen hatte. Als der Irrtum erkannt wurde, sei der Mann in einem sofort angesetzten Prozess freigesprochen worden, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Göttingen am Donnerstag und bestätigte Medienberichte.

Slowenische Polizisten hatten den Gelegenheitsarbeiter Anfang Juli in seinem Heimatdorf aufgrund eines europäischen Haftbefehls der Staatsanwaltschaft Göttingen festgenommen. Obwohl er seine Unschuld beteuerte, wurde er der deutschen Justiz überstellt. Der 38-Jährige, der weder Lesen noch Schreiben kann, sollte unter Vorlage seines Ausweises in Northeim und Hannover Baumaschinen unterschlagen und sich mit einer EC-Karte trotz fehlender Kontodeckung auf Einkaufstour begeben haben.

Unterschiedliche Fotos, doch niemandem fällt es auf

Dass der Falsche im Knast saß, sei erst am Dienstag dem Pflichtverteidiger aufgefallen, sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft. Der Anwalt entdeckte, dass sein Mandant ganz anders aussah als der Mann in den Unterlagen. Des Rätsels Lösung: Ein Unbekannter sei auf ungeklärte Weise in Besitz des Ausweises gelangt, habe sein eigenes Bild in das Dokument eingefügt und damit in Deutschland seine Gaunereien begangen.

Der 38-jährige Slowene habe aus der Gerichtskasse 500 Euro Vorschuss auf die zu erwartende Entschädigung bekommen. Weil kein geeigneter Zug fuhr, habe er - diesmal freiwillig - noch eine Nacht im Gefängnis verbracht und dann die Rückreise angetreten. (nal/dpa)

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