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Kanada: Mensch infiziert Schweine mit Schweinegrippe

Zum ersten Mal hat sich der Grippevirus A/H1N1 angeblich auch auf Schweine übertragen. So soll ein Kanadier seine Herde infiziert haben. Unterdessen gibt es in Deutschland zwei neue bestätigte Fälle. Die Fachleute sind sich über den weiteren Verlauf der Krankheit noch immer im Unklaren.

Wie die kanadische Lebensmittelbehörde CFIA mitteilte, sei es "sehr wahrscheinlich", dass das Virus in der Provinz Alberta von einem Farmer auf seine Tiere übergegangen sei. Der Mann war kürzlich aus dem besonders stark betroffenen Mexiko mit Symptomen der weltweit grassierenden Grippe zurückgekehrt. Auch an den Tieren hätten sich daraufhin Zeichen der Krankheit gezeigt. Sowohl der Farmer als auch die Tiere hätten sich bereits erholt oder seien auf dem Weg der Besserung, ergänzte die Behörde. Die Herde steht unter Quarantäne.

Bisher hatten Forscher immer wieder darauf verwiesen, dass die auch als Schweinegrippe bekannte Amerikagrippe bisher bei noch keinem Schwein nachgewiesen werden konnte. Allerdings sind die Tiere ein bedeutendes Reservoir für entsprechende Viren. Wenn verschiedene Stämme der Erreger in den Tieren zusammenkommen, können sie ihre Eigenschaften neu kombinieren und so auch potenziell bedrohliche Varianten entstehen lassen.

Zwei neue Fälle in Frankfurt/Oder

Unterdessen sind in Deutschland zwei weitere Menschen an der Grippe erkrankt. Wie der Präsident des Robert Koch-Instituts (RKI), Jörg Hacker, in Berlin sagte, hat sich ein aus Frankfurt/Oder in Brandenburg stammendes Ehepaar mit dem H1N1-Virus infiziert. Der Mann und die Frau seien im selben Flugzeug gewesen, wie der aus Hamburg stammende Grippe-Patient. Das Ehepaar liege mit nur leichten Krankheitssymptomen im örtlichen Klinikum. Die Zahl der bestätigten Erkrankungen steigt damit hierzulande auf acht.

Die vermutete Infektion in Köln bestätigte sich dagegen nicht. Insgesamt gebe es in Deutschland 20 Verdachtsfälle. Hacker sagte, es gebe keinen Grund zur Entwarnung, man solle aber die Lage nicht dramatisieren. Das Bundesgesundheitsministerium hatte gestern per Rechtsverordnung angeordnet, dass Ärzte Verdachtsfälle und Erkrankungsfälle an das Gesundheitsamt melden müssen.

Auch in Spanien traten sieben neue Fälle auf, wie das Zentrum für Seuchenbekämpfung der Europäischen Union (ECDC) bekanntgab. Zudem meldeten Irland und in Italien die jeweils ersten Ansteckungen. Insgesamt sind in der EU damit 51 Menschen infiziert. In Mexiko, dem Stammland der Grippewelle, teilte Gesundheitsminister José Ángel Córdova mit, dass die Zahl der nachgewiesenen Erkrankungen auf 473 gesteigen ist. Auch die Zahl der Toten, die in den vergangenen zwei Tagen konstant bei 16 geblieben war, ist den Angaben zufolge auf 19 angewachsen. In den USA starb ein Kleinkind infolge einer Infektion.

Unklarheit über Virusentwicklung

Hinsichtlich der Gefährlichkeit des Virus' vom Typ A/H1N1 herrscht jedoch weiter Unklarheit unter den Fachleuten. Während die US-Seuchenbehörde erklärt hatte, der Erreger verhalte sich weltweit bislang eher wie der einer gewöhnlichen, jahreszeitlich bedingten Grippe, wollte der Direktor der Weltgesundheitsorganisation (WHO), Michael Ryan, gestern nicht von einer Entwarnung sprechen: "Die Entwicklung eines Virus ist überhaupt nicht vorhersehbar." Man könne immer noch davon ausgehen, dass eine Pandemie bevorstehe.

Die WHO kündigte außerdem an, etwa 2,4 Millionen Dosierungen an Anti-Grippemitteln für 72 Länder bereitzustellen, die wegen Armut oder schlechter Infrastruktur etwa im Gesundheitswesen zu den bei einer Pandemie am stärksten gefährdeten Staaten gehören könnten. Dies sei eine reine Vorbeugungsmaßnahme, hieß es in Genf. (rf/dpa/Reuters)

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