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Robbe

© dpa

Kanada: Tödlicher Unfall stoppt Robbenjagd

Nach einem tödlichen Schiffsunglück ist die umstrittene Robbenjagd vor der Ostküste Kanadas vorerst so gut wie gestoppt. Mindestens drei Menschen kamen ums Leben, als das Fischerboot "L'Acadien" in der Nacht zum Samstag auf hoher See kenterte. Wann die Jagd auf 275.000 Sattelrobben dieses Jahr fortgesetzt wird, ist ungewiss.

Nach dem Unfall des Fischerbootes setzte die Mehrheit der am Freitag aufgebrochenen 16 Robbenfängerboote die Jagd aus Solidarität zunächst aus, sagte ein Sprecher des kanadischen Fischereiministeriums. Von den sechs Schiffsinsassen seien nur zwei gerettet worden, teilte ein Sprecher der Küstenwache mit. Drei Leichen seien geborgen worden, ein Fischer werde noch vermisst. Die Küstenwache stellte die Suche nach dem Vermissten nach eigenen Angaben ein und übergab die Ermittlungen der Polizei.

Einer der Überlebenden sagte dem Sender Radio-Canada, das Fischerboot sei wegen eines ausgefallenen Steuerruders manövrierunfähig gewesen. Weil das Boot wegen seines Ruderproblems in der Fahrrinne stets leicht nach links abdriftete, prallte es gegen eine Eisscholle und kenterte. Die drei Opfer und der vierte Mann hatten unter Deck geschlafen. Zwei Männer auf Deck konnten gerettet werden. Ihren Angaben zufolge hatte der Schlepper das Unglück zunächst gar nicht bemerkt. Ein zweites Fangschiff wurde am Wochenende im Packeis eingeschlossen. Die sieben Mann Besatzung mussten von der Küstenwache befreit werden.

Mehr als 275.000 Sattelrobben zur Jagd freigegeben

Nur drei oder vier Fangschiffe sind noch auf See. Am Abend kehrten auch die verbliebenen Robbenfänger in den Hafen von Cap-aux-Meules zurück. Die Jagd wird außerdem durch schlechtes Wetter beeinträchtigt, das weiter andauern soll. Nach Einschätzung der örtlichen Behörden steht wegen der Wetterbedingungen jetzt die gesamte Robbenjagd im Golf von St. Lorenz auf der Kippe. Nach dem kalten Winter ist das Wasser noch so vereist, dass die insgesamt 27 angemeldeten Fangschiffe eine Eisbank durchbrechen müssen, hieß es. "Ich glaube, dass die meisten wegen der Tragödie und den extrem schwierigen Bedingungen dieses Jahr die Jagd aufgeben", sagte Bürgermeister Jöel Arseneau.

Die kanadische Regierung hat in diesem Jahr 275.000 Sattelrobben zur Jagd freigegeben. Mehrere Organisationen wie der Internationale Tierschutz-Fonds (IWAF) kündigten an, die diesjährige Jagd zu filmen, um deren Grausamkeit zu belegen. Sie wird je nach Wetterlage bis zu zwei Wochen dauern.

Die EU-Kommission hatte in der vergangenen Woche "Maßnahmen" gegen Kanada wegen der Robbenjagd angekündigt, ohne Details zu nennen. Der kanadische Vertreter für die Erhaltung der Fischbestände, Loyola Sullivan, will in den kommenden Tagen in mehrere europäische Länder reisen, um die kanadische Position zu erläutern. In der EU wird momentan über ein Importverbot für sämtliche Robbenprodukte diskutiert, wie es die Niederlande und Belgien sowie die USA bereits erlassen haben. Wichtigste Abnehmer für diese Produkte sind derzeit Norwegen, Russland und China. (kj/dpa/AFP)

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