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Panorama: Kanzler-Bruder taucht auf Mallorca ab

Erst krabbelte er durch Abwässerkanäle, dann war er einer von Deutschlands vier Millionen Arbeitslosen und nun taucht er auf Mallorca ab: Der Halbbruder von Deutschlands Bundeskanzler Gerhard Schröder (57) hat wieder einen Job: Lothar Vosseler (54), der mit Deutschlands Regierungschef die Mutter Erika teilt, aber nicht den Vater, geht von nun an auf der Baleareninsel mit einem U-Boot auf große Fahrt - als Touristenführer. "Ich bin sehr stolz", sagt Mallorcas neuer Mann für Unterwasserangelegenheiten, krault sein Seemannsbärtchen und zupft sich auf dem Bootssteg seine tadellose weiße Uniform zurecht.

Erst krabbelte er durch Abwässerkanäle, dann war er einer von Deutschlands vier Millionen Arbeitslosen und nun taucht er auf Mallorca ab: Der Halbbruder von Deutschlands Bundeskanzler Gerhard Schröder (57) hat wieder einen Job: Lothar Vosseler (54), der mit Deutschlands Regierungschef die Mutter Erika teilt, aber nicht den Vater, geht von nun an auf der Baleareninsel mit einem U-Boot auf große Fahrt - als Touristenführer. "Ich bin sehr stolz", sagt Mallorcas neuer Mann für Unterwasserangelegenheiten, krault sein Seemannsbärtchen und zupft sich auf dem Bootssteg seine tadellose weiße Uniform zurecht. "Lothar" steht auf einem Schildchen an seinem T-Shirt und daneben "Nemo", der Name des kleinen Unterwasserbootes, das mehrmals täglich vor Magaluf, einem Badeort westlich Palmas, in See sticht. "Einfach Klasse", schwärmt Lothar, der kein Geheimnis daraus macht, dass er zur Kanzlerfamilie gehört. "Seit September 1998 bin ich jetzt der Bruder des Kanzlers. Davor war ich der Bruder von Gerd." Doch während Gerhard Schröder in die große Weltpolitik aufstieg, kletterte Lothar Vosseler in die stinkende Unterwelt der Abwässer hinab und inspizierte Abflussrohre - bis ihn im Sommer 2001 die Kanalfirma auf die Straße setzte.

"Viele sagen: Überall auf der Welt wäre ich als Bruder des Regierungschefs Staatsminister für besondere Aufgaben, Notenbankpräsident oder Vorsitzender der nationalen Rheuma-Liga", erzählt Lothar. "Doch dass der Gerd mir hilft, das will ich nicht." Auch Kanzler zu werden sei nicht gerade sein Traum. "Und einen Job bekommen, nur weil er Kanzler ist, das kommt nicht in Frage."

Also setzte sich Lothar, der wegen seiner 54 Jahre vom deutschen Arbeitsamt schon den Stempel "schwer vermittelbar" verpasst bekam, in seiner Heimatstadt Detmold auf den Hosenboden und schrieb Bewerbungen. Das Glück war ihm hold, ein listiger Tourismusunternehmer auf Mallorca rief an und bot ihm den Job als Unterwasserführer - zunächst auf drei Monate.

Die Anwesenheit des Kanzlerbruders auf dem Urlauber-U-Boot trägt schon Früchte: Die Nemo-Unterwasserfahrten machen unter dem Titel "Das Schröder-U-Boot" weltweit Schlagzeilen; die Besucher, die Lothar die Hand schütteln wollen, stehen Schlange. Ein gelungener Werbegag, der die Kasse des Ausflugsfahrtenbetreibers klingeln lässt.

Und der Kanzler selbst, der sich ja mit seiner Doris als Mallorca-Fan bekennt? "Der findet das gut", sagt Lothar zufrieden. "Ich habe ihn nach Mallorca eingeladen." Sein Verhältnis zu seinem großen Bruder Gerd sei immer in Ordnung gewesen, auch wenn die Anrufe seltener geworden seien, seit dieser Deutschlands Regierung lenke.

Doch auf jeden Falle müsse der Kanzler bei seinem nächsten Mallorca-Besuch mit der Nemo abtauchen. Dann kann sich Schröder, dessen politisches Schiff in schwieriges Fahrwasser geriet, zugleich bei seinem Halbbruder Rat holen.

Ralph Schulze

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