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Karlsruhe: Der Verlauf des Geiseldramas

Bei einem Geiseldrama am Mittwoch in Karlsruhe sind fünf Menschen ums Leben gekommen. Nach bisherigen Erkenntnissen spielte sich die Tat folgendermaßen ab.

8:00 Uhr: - wegen einer Räumung einer zwangsversteigerten Wohnung im Kanalweg im Karlsruher Stadtteil Nordstadt klingelt der Gerichtsvollzieher mit einem Sozialarbeiter der Stadt Karlsruhe und einem Mitarbeiter einer Schlüsselfirma an der Tür - der zunächst unbewaffnete Lebensgefährte der Mieterin öffnet die Tür und lässt die drei Männer hinein. Er bittet sie, im Wohnzimmer Platz zu nehmen.

- wenige Minuten später klingelt der neue Inhaber an der Wohnungstür. Er hatte die Zwangsräumung veranlasst und Eigennutzung angekündigt.

- als die Eingelassenen sich nicht setzen, geht der 53-Jährige in ein Nebenzimmer, greift zu einer Pistole und bedroht die Männer. Dem Gerichtsvollzieher schießt der Geiselnehmer zweimal in den Oberschenkel.

- der Mitarbeiter der Schlüsselfirma wird gezwungen, die Hände der anderen Geiseln mit Kabelbinder auf ihren Rücken zu fesseln. Die Gefesselten müssen auf dem Sofa Platz nehmen.

- der Schlosser versucht anschließend, dem Täter die Waffe zu entreißen - jedoch ohne Erfolg. Vier bis fünf Mal schießt der Schütze auf den Schlosser und trifft ihn am Kopf und im Brustbereich. Das Opfer stürzt schwer verletzt zu Boden.

Video: Geplante Aktion in Karlsruhe

gegen 08:45 Uhr: - der Geiselnehmer lässt den Sozialarbeiter frei. Beim Verlassen des Mehrfamilienhauses hört er noch fünf weitere Schüsse.

08:55 Uhr: - Der Notruf des Sozialarbeiters geht bei der Polizei ein.

Die Polizei sperrt das Gebiet weiträumig ab, mehrere Gebäude, darunter Häuser in dem Wohnviertel des ehemaligen US-Armee-Geländes, werden evakuiert und Schulen gesperrt. Spezialeinsatzkräfte, Polizei und Experten versuchen vergeblich, Kontakt mit dem Täter aufzunehmen.

11:48 Uhr: - wegen Brandgeruchs stürmt ein Spezialeinsatzkommando (SEK) die Wohnung. Das Wohnzimmer ist stark verraucht, weil der Täter den Teppichboden angezündet hatte. 22 Einsatzkräfte werden in einem Krankenhaus vorsorglich wegen des Verdachts auf Rauchvergiftung untersucht.

- die Beamten finden bei einer ersten Durchsuchung vier Leichen: Der 33 Jahre alte Angestellte der Schlüsselfirma liegt vor der Couch. Auf ihr sitzen, gefesselt und durch Kopfschüsse getötet, der 47 Jahre alte Gerichtsvollzieher und der 49-jährige neue Inhaber der Wohnung. Der 53 Jahre alte Geiselnehmer wird im Schlafzimmer der Wohnung entdeckt - er hat sich durch einen Kopfschuss mit einem Schrotgewehr das Leben genommen.

Video: Die Geiselnahme in Karlsruhe

- Bei einer zweiten Durchsuchung finden die Beamten die 55-jährige bisherige Wohnungseigentümerin tot im Bett liegend. Die Leiche wies einen Brustschuss auf. Alle getöteten Opfer des Geiselnehmers stammen aus dem Raum Karlsruhe.

(dapd)

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