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karneval 2008

© dpa

Karneval: "In Krisenzeiten will man feiern"

Im vergangenen Jahr endete die fünfte Jahreszeit am 6. Februar - so früh wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Umso mehr freuten sich die Jecken, als pünktlich um 11.11 Uhr der Karneval von Neuem begann. Besonders der Finanzkrise will man mit viel Spaß gegenüber treten.

Nach einer neunmonatigen Durststrecke haben die Narren am Dienstag um 11.11 Uhr auf den Beginn der neuen Karnevalssession angestoßen. In Köln und Düsseldorf, wo es am Morgen noch in Strömen geregnet hatte, brach pünktlich zum Auftakt der "fünften Jahreszeit" die Sonne durch. Viele Fans hatten den Karnevalsauftakt diesmal besonders ungeduldig erwartet, da der Spaß in diesem Jahr schon am 6. Februar zu Ende gegangen war - so früh wie seit Jahrzehnten nicht mehr.

Wirtschaftskrise ist kein Stimmungskiller

Die schlechten Wirtschaftsdaten könnten den Jecken die Stimmung nicht vermiesen, sagte der Kölner Karnevalsprinz Hans-Georg Haumann. "In Krisenzeiten wollen die Leute gerade besonders feiern.

Der Heumarkt, ein zentraler Platz in der Kölner Altstadt, war übervoll mit bunt kostümierten Karnevalisten. In Düsseldorf erwachte der Ur-Narr Hoppeditz alias Tom Bauer, um sogleich über das Banken-Fiasko herzuziehen: "Schluss jetz mit de Eskapade in dem Selbstbedienungslade!" Auch Verona Pooths Ehemann Franjo und die entlassenen Düsseldorfer Sparkassen-Chefs bekamen nach dem Bestechungsskandal um großzügige Geschenke und geplatzte Millionenkredite ihr Fett weg. Eine Stichelei gegen die rheinaufwärts gelegene größere Nachbarstadt durfte nicht fehlen: "Über Düsseldorf lacht die Sonne, über Köln die ganze Welt."

In Mainz begann das bunte Treiben mit der traditionellen Verlesung der "närrischen Grundgesetze". Auch außerhalb der rheinischen Hochburgen setzte am Dienstag wieder das große Schunkeln ein. Mit dem hochpolitischen Ruf  "Wir sind das Volk, wir wollen rein" stürmten die Berliner Narren das Rote Rathaus. Auch die badischen Fastnachter eroberten die Rathäuser.

"Hier geht es um was Ernstes"

Im Kölner Dreigestirn gibt es in diesem Jahr eine besondere Kuriosität: Im wirklichen Leben ist der Bauer der Chef des Prinzen. Das sei aber gar kein Problem, sagte der Prinz: "Das ist ja genau der Ursprung des Karnevals: In der Karnevalszeit wird der Vorgesetzte zum Untertan und der Untertan zum Vorgesetzten."

Das Dreigestirn aus Prinz, Bauer und Jungfrau unterschrieb am Vormittag einen Vertrag, in dem seine Rechte und Pflichten festgelegt sind, zum Beispiel dass es keine Schleichwerbung machen darf. "In dem Vertrag wird einfach noch mal deutlich gemacht: Hier geht es um was Ernstes", sagte Sigrid Krebs vom Festkomitee des Kölner Karnevals. "Denn die drei übernehmen ja vorübergehend das Amt des Oberbürgermeisters." Krebs hob hervor, dass sie bis zum frühen Nachmittag noch keinen einzigen Betrunkenen gesehen habe: "Um leidenschaftlich Karneval zu feiern, braucht man keinen Alkohol", betonte sie. (nal/dpa)

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