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Panorama: Kids gegen Vorverurteilung

„Ist der Soul-King jetzt am Ende?" fragte die „Bravo“ schon am 22.

„Ist der Soul-King jetzt am Ende?" fragte die „Bravo“ schon am 22. Mai – Wochen bevor selbst die Frankfurter Allgemeine Zeitung am Freitag ihre Leser darüber informierte, dass der US-amerikanische Sänger R. Kelly festgenommen wurde. Mit Erstaunen muss man jetzt feststellen, dass das einschlägige Video bereits seit Februar kursiert – und in den so genannten „Teenie-Zeitungen" schon seit langem eine Rolle spielt. Erst mit der Festnahme am Mittwoch erreichte das mediale Interesse, auch in der seriösen „Erwachsenenpresse“, seinen vorläufigen Höhepunkt. Einige Fernseh- und Radiosender reagierten sofort. So erklärte der MTV-Moderator Markus Kavka am Donnerstag dem Südwestrundfunk (SWR), dass der Musiksender die Songs von R. Kelly aus dem Programm nehme. Auch der Westdeutsche Rundfunk (WDR) und der Ostdeutsche Rundfunk Brandenburg (ORB) mit ihren Jugendsendern „Eins Live" und „Fritz" spielen so lange keine Songs des Sängers mehr bis sich die Vorwürfe geklärt haben.

Solche Boykottankündigungen werden bei den Sendern durchaus unterschiedlich gesehen. So erklärten die beiden privaten Radiosender Energy und 104.6 RTL , man werde weiterhin R. Kelly-Songs spielen. Auch bei den Jugendlichen scheinen solche Aktionen nicht gut anzukommen. Die Jugendzeitung „Yam!" stellte auf ihrer Internetseite die Frage, wie der Boykott des Musiksenders MTV bei den Jugendlichen ankäme. In dieser unrepräsentativen Umfrage sprachen sich fast 70 Prozent gegen einen Boykott aus. Für Redaktionsleiter Simon Peter zeugt das von einem „gesunden Rechtsverständnis" der Jugendlichen, die nichts von einer Vorverurteilung hielten. Bei den Jugendlichen könnte jedoch das gesunde Rechtsverständnis nicht der einzige Grund gegen einen Boykott sein. „Bei einem eingefleischten Fan besteht das Verlangen, den Star zu verteidigen", urteilt Simon Peter von „Yam!". Ein ähnliches Verhalten habe man ja schon bei den Pädophilie-Vorwürfen gegen Michael Jackson festgestellt. Auf ein Poster will man jedenfalls verzichten: „Ein grinsender R. Kelly, der sich auf dem Sofa räkelt – das wäre pietätlos." bud

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