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Panorama: "Klassiker der Mode": Die Zeitlosigkeit der Cordsamthose und andere Erfolgsgeschichten

Die Beatles favorisierten sie in Beige. Die Studenten und vor allem auch die Studentenführer in den sechziger Jahren trugen sie allerdings, in der klassischen Verbindung mit schwarzem Hemd, am liebsten in leuchtendem Rot: die Cordsamthose.

Die Beatles favorisierten sie in Beige. Die Studenten und vor allem auch die Studentenführer in den sechziger Jahren trugen sie allerdings, in der klassischen Verbindung mit schwarzem Hemd, am liebsten in leuchtendem Rot: die Cordsamthose. Wie weniges andere steht sie für das abgeschabte Lebensgefühl der ersten Pop-Jahre, von den frühen Vorstufen der Sartre-Jünger im Quartier Latin bis zum Höhepunkt des "Carnaby-Street-Fiebers", als London, Beat und Mode in eins flossen und die Farben so grell wie nur irgend möglich sein mussten. Dass die Revolution von Anfang an mit avancierter Werbeästhetik und einem effektiv zu vermarktenden Lebensgefühl in Verbindung gebracht werden konnte, beweist diese Seite aus dem Magazin "Lui" vom Oktober 1967: Die Cordsamthose des Herrn in der Mitte ist rot, das Hemd schwarz, und die weiblichen Personen, die auf der Höhe ihrer Zeit zu sein scheinen, zollen dem erkennbar Tribut. Der dazugehörige Text lässt keinen Zweifel mehr: "Diese Hose von New Man trug er ganze 10 Sekunden..."

Die Cordsamthose ist nur eines der Fundstücke, die ein Bildband zusammengetragen hat, der ruhig ein bisschen dicker und eingehender sein könnte: "Klassiker der Mode. Die Erfolgsgeschichte legendärer Kleidungsstücke und Accessoires" (Hg. Beate Schmid und Ingrid Loschek, Battenberg-Verlag, Augsburg, 121 Seiten, 39,90 DM). Für beflissene Retro-Willige, die sich gerade für das traditionelle Burberry-Karo begeistern, ist etwa minuziös aufgeführt, was einen klassischen Trenchcoat ausmacht, wie ihn die britischen Offiziere während des Ersten Weltkriegs hatten und der auch Humphrey Bogart hinein in imaginäre Schützengräben trug: abnehmbarer Wollkragen, Sturmsattel, Schulterklappen, Ärmelspange, Gürtel mit Metallösen, ausknöpfbares Wollfutter und eben das innere Karo-Flanell.

Auch Coco Chanels "kleines Schwarzes" wird solchermaßen geschichtlich aufbereitet, bis hin zu der Version, die Liz Hurley bei der Oscarverleihung 1994 berühmt machte. Und Marlene Dietrichs Hosenanzug, der alle Spielarten von gender und politics, wie es sie heute gibt, früh vorwegnahm, wird mit Claudia Schiffers Damen-Smoking von Yves Saint Laurent konfrontiert - das ist wahrscheinlich schon deren bestes Stück, aber es reicht halt nicht.

Natürlich gibt es auch Exkurse über Holzfällerhemden, Calvin-Klein-Underwear oder Louis-Vuitton-Gepäck: Adidas und Doc Martens werden gestreift und übergestreift, aber man bleibt an wenigem hängen. Vielleicht ist die größte Überraschung tatsächlich die Zeitlosigkeit der Cordsamthose.

böt

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