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Klimaskeptiker: Heißer Verdacht gegen Ölfirma

Die Umweltorganisation Greenpeace wirft Koch Industries vor, Leugner des Klimawandels zu finanzieren. Das Firmenkonglomerat besteht aus Raffinerien, Pipelines und dem Handel mit Öl und Gas.

Berlin - David Koch macht gerne einen Witz. Dann sagt der Chef des Firmenkonglomerats Koch Industries: „Wir sind die größte Firma, von der Sie noch nie gehört haben.“ Das könnte sich ändern. Denn am Dienstag veröffentlichte die Umweltorganisation Greenpeace eine Studie darüber, wie David und sein Bruder Charles Koch sogenannte Klimaskeptiker oder besser Leugner des Klimawandels finanzieren. Nach Greenpeace-Angaben hat das Koch-Imperium zwischen 2005 und 2008 mindestens 32 Organisationen und Thinktanks mit insgesamt 24,8 Millionen Dollar unterstützt, um Zweifel an der wissenschaftlichen Basis der Klimaforschung zu säen oder mögliche negative Effekte einer entschlossenen Klimapolitik bekannt zu machen.

Zudem hat Koch Industries rund 5,7 Millionen Dollar in die Wahlkämpfe von Senatoren oder Mitgliedern des Repräsentantenhauses gesteckt, die versuchen, ein amerikanisches Klimaschutzgesetz zu verhindern. Weitere 37,9 Millionen Dollar hat Koch Industries in direkte Lobbyarbeit in Washington investiert.

Koch Industries ist das zweitgrößte Unternehmen in Privatbesitz in den USA. Der Jahresumsatz liegt bei rund 600 Milliarden Dollar und wird in rund 60 Ländern erwirtschaftet. 70 000 Menschen arbeiten für Koch Industries. Das Firmenkonglomerat besteht aus Raffinerien – beispielsweise auch in Rotterdam –, Pipelines, dem Kohlevertrieb und dem Handel mit Öl und Gas. Zudem ist Koch auch in der Ölförderung tätig. Die beiden Koch-Brüder besitzen jeweils 42 Prozent der Anteile des Firmenkonglomerats. In der „Forbes“- Liste der reichsten Menschen der Welt werden beide unter den zehn reichsten Amerikanern geführt.

Zwar nahm Koch Industries am Dienstag nicht Stellung zu der Greenpeace-Studie. Allerdings hält das Unternehmen die Positionen zum Klimawandel nicht geheim. In einer vierteljährlich erscheinenden Firmenzeitschrift (Discovery Newsletter) vom Januar werden all die Studien zitiert, deren Finanzierung Greenpeace dem Unternehmen vorwirft. Ein Text mit dem Titel „Nebelwerfen“ über die amerikanische Debatte zu einer Klimagesetzgebung endet mit dem Satz: „Da wir Mutter Natur nicht kontrollieren können, lasst uns herausfinden, wie wir mit ihren Veränderungen zurechtkommen können.“ Das ist ein altes Muster in der Argumentation der Klimawandel-Leugner.

Zunächst werden die Ergebnisse von Klimaforschern als unglaubwürdig eingestuft. Da aber selbst Thinktanks, die vehement gegen die Klimagesetze kämpfen, wie etwa das reaktionäre Cato Institute, nicht bestreiten können, dass es eine globale Erwärmung gibt, wird argumentiert, es gehe eben um die Anpassung an den Wandel. Es sei für die Ökonomie zu teuer und gerade zerstörerisch, wie es in dem Koch-Newsletter heißt, die Treibhausgasemissionen senken und den Klimawandel so aufhalten zu wollen. Übrigens steht auch die „Heritage Foundation“ auf der Nehmerliste von Koch-Industries. Mit 1,6 Millionen Dollar hat das Unternehmen die Stiftung bedacht, die Anfang Mai in Chicago ihren dritten Klima-Leugner-Kongress veranstalten wird.

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