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Thomas Dörflein

© dpa

Knut-Pfleger: Schocknachricht: Thomas Dörflein ist tot

Wenn sich der kleine Eisbär Knut Schutz suchend an seinen Ziehvater Thomas Dörflein kuschelte, war die Welt in Ordnung. Nun ist der beliebte Tierpfleger tot.

Nach Agenturinformationen war der wohl bekannteste deutsche Tierpfleger seit längerem schwer krank. Hinweise auf Fremdverschulden oder Suizid gebe es nicht, sagte der Polizeisprecher. Weitere Details wurden zunächst nicht bekanntgegeben. Die Polizei teilte auch nicht mit, ob es sich bei der Wilmersdorfer Wohnung um die Wohnung von Dörfleins Lebensgefährtin handelte, in der er mit ihr und ihrem Sohn lebte.

Der Zoologische Garten reagierte betroffen. Die Fördergemeinschaft teilte mit: "Mit Thomas Dörflein verliert der Zoo Berlin einen hoch engagierten Tierpfleger, der mit großer Leidenschaft seinem Beruf - seiner Berufung - nachging." Er habe ganz entscheidend dazu beigetragen, dass "Berlin mit dem Eisbär-Baby eine sensationelle Attraktion hat." Zoo-Biologe Heiner Klös sagte: "Ich bin schockiert vom Ableben eines meiner besten Pfleger, der alles für seine Tiere gegeben hat."

Dörflein und Knut - ein tolles Gespann

Millionen von Besuchern im Zoologischen Garten hatte Dörflein erfreut, wenn er mit dem von seiner Mutter Tosca verstoßenen lebenshungrigen Winzling über das Gehege tollte. Viele bewunderten nicht nur den tapsigen kleinen Bären, sondern auch den sympathischen Tierpfleger für seinen monatelangen Dauereinsatz in der Bären-Kinderstube.

Dörflein und Knut, die beiden waren 2007 das Traumpaar des Jahres. Der Mann und das Tierkind hatten seit dem 5. Dezember 2006 eine ganz besondere Verbindung. 810 Gramm wog Knut, eine Hand voll Leben, die Dörflein mit der Flasche aufzog. Knuts Zwillingsbruder starb nach vier Tagen, aber dank Dörflein schaffte es Knut. "Da war die Hilflosigkeit der beiden. Das ist doch ganz klar, ein menschlicher Instinkt, dass man da unbedingt helfen will und muss", so begründete Dörflein seine spontane Rettungstat. Ein zweiter magischer Moment war für den Pfleger, als Knut, nun schon ein kleiner strammer Kerl, zum ersten Mal die Augen öffnete und ihn ansah: "Wenn so ein Tier einen anguckt, das ist schon etwas anderes als vorher", sagte der nach außen oft verschlossen wirkende Dörflein.

Star wider Willen

Dann folgte die beispiellose "Knut-Show" mit zwei täglichen großen Auftritten im Zoo, zu denen die Massen aus Deutschland, Europa und der ganzen Welt strömten. Dörflein wurde wie Knut selbst zum Star, was ihm gar nicht lag. "Das befremdet mich sehr", sagte er kurz angebunden über die waschkörbeweise eingehenden Heiratsanträge. Ihm ging es immer nur um das Wohlergehen von Knut und die Freude im Spiel mit ihm.

Silvester und Weihnachten verbrachte er mit seinem Schützling in den Stallungen. Knut überstand 40-Grad-Fieberschübe und schlief sich gesund, während Dörflein bei ihm Gitarre spielte und Elvis-Presley-Lieder sang. Bei ihrer Knut-Show führten beide ihre Lebensfreude vor. Knut und die verfilzte grüne Decke, auf der Dörflein den weißen Knuddel über den Bärenfelsen zog, Knut und die Klo-Bürste, Knut und der WM-Fußball - die Bilder des Duos gingen um die Welt.

Schon im Sommer war Dörflein nicht mehr präsent

Aber für Dörflein gab es auch Rückschläge und schlechte Nachrichten. Über das aus seiner Sicht zu frühe Ende der Knut-Show durch eine Anordnung der Zoo-Direktion, die um die Sicherheit von Dörflein fürchtete, war der Tierpfleger lange Zeit verärgert und traurig. Gegen alle Anweisungen spielte er hinter den Kulissen lange Zeit weiter mit seinem Ziehkind. Im Frühsommer dieses Jahres war Dörflein dann eine Weile nicht präsent. Urlaub, hieß es offiziell. Medien fragten: Wo ist Dörflein? Es gab erste Hinweise auf eine Erkrankung.

Der Tierpfleger selbst hielt sich weiter öffentlich lieber bescheiden im Hintergrund. Er nahm aber eine Ehrung des Landes Berlin entgegen und ließ sich mit Partnerin bei einem Bürgerempfang von Bundespräsident Horst Köhler im Schloss Bellevue sehen. Hinter den Kulissen kümmerte er sich weiter um "seine" Bären. Nicht nur Knut galt seine Zuneigung. Besondere Leidenschaft empfand er auch für die Uralt-Oma Mäuschen, eine 40-jährige Kragenbärin, die seit 8 Jahren mit der kleinen Katze Muschi zusammenlebt. Dörflein sagte im Sommer, nur wenige Zeit vor seinem Tod: "Mäuschen wird im Zoo Berlin ewig leben, sie kann gar nicht sterben."

Hans-Rüdiger Bein[dpa]

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