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Krakenorakel verstummt: Paul ist tot, es lebe Paul

Krake Paul ist tot. Das weltbekannte Fußballorakel starb im Alter von knapp drei Jahren in seinem Becken in Oberhausen. Eines natürlichen Todes - aber das wird kein Verschwörungstheoretiker glauben.

Grund war nach Angaben der Deutschen Presse-Agentur, die gleich ein ganzes Themenpaket mit Texten und Bildern schickte, nicht etwa ein Mordanschlag verärgerter Fußballfans, sondern Altersschwäche. Dpa berief sich dabei auf eine offizielle Mitteilung des Aquariums "Sealife" in Oberhausen. Dem Oktopus, der in der Nacht zum Dienstag verstarb, soll nun in Oberhausen, dem rheinischen Delphi, ein Denkmal gesetzt werden.

Pauls Tod machte sofort weltweit Schlagzeilen. Das Fußballweltmeister-Land Spanien will seine Leiche nach Madrid überführt sehen.

Paul schrieb im Sommer Fußballgeschichte und verzückte mit seinen Spielvorhersagen während der WM in Südafrika ganze Fußballvölker. Der Krake lag immer richtig. Paul sagte nicht nur den Ausgang der sieben deutschen Spiele voraus, sondern auch das Finale zwischen Spanien und den Niederlanden. „Er ist uns allen sehr ans Herz gewachsen, und wir werden ihn schmerzlich vermissen“, sagte Sealife-Chef Stefan Porwoll.

Beim späteren Weltmeister Spanien stieg Paul zum Helden auf, erhielt Ehrenbürgerschaft und Artenschutz. Auch die Briten lagen ihm zu Füßen. Der öffentlich-rechtliche Sender BBC unterbrach am Todestag das aktuelle Programm. Radio Moskau sendete klassische Musik ... Nein, das ist eine Falschmeldung. Die Russen waren gar nicht bei der WM.

Paul ist nun mal gebürtiger Engländer und kam in jungen Jahren nach Deutschland. Morddrohungen gab es auch, immer von den Verlierern. Paul-Hasser wollten ihn der Pfanne schmoren sehen. Genützt hat es nicht: Paul starb eines natürlichen Todes - angeblich. Denn natürlich schwellen jetzt die Verschwörungstheorien an. Da Paul schon während der WM für einen Oktopus ziemlich alt war, war sein Tod aber von Zoologen erwartet worden.

Jetzt wird der „Held von Oberhausen“ eingeäschert. Eine Seebestattung ist nicht geplant, er kommt in die Urne. Paul soll im Sealife zum Denkmal werden, umgeben von Geschenken aus aller Welt und einer Sammlung von Filmausschnitten mit seinen Vorhersagen. „Da Paul zu Lebzeiten zu so großer Berühmtheit gelangte, erscheint es uns angemessen, ein Denkmal für ihn zu errichten“, sagte Porwoll.

Das Tentakelorakel kam schon während der EM 2008 zu noch blassem Ruhm, obwohl es damals auch erst im Finale versagte. Nicht so bei der WM. Die Tipprunden liefen denkbar einfach ab: In Pauls Aquarium wurden zwei durchsichtige Behälter mit Muschelfleisch gestellt, gekennzeichnet mit den Flaggen der Spielpaarung. Paul fischte mit einem der acht Tentakeln seine Lieblingsspeise aus einem der Behälter. Das Team mit der Flagge auf dem Glas sollte dann gewinnen - und tat es auch. Wissenschaftler waren völlig verblüfft.

Mit seinen acht treffsicheren Vorhersagen verhöhnte der Oktopus regelrecht die Verfechter mathematischer Wahrscheinlichkeitsrechnungen. Das Spektakel ging weltweit live über die Bildschirme. Es solle dennoch ein Spaß bleiben, mahnten die Sealife-Betreiber immer wieder. Kraken seien zwar recht intelligente Tiere. Aber Tier bleibe Tier.

Weil Paul mit seinen zweieinhalb Jahren schon Senior war, ging er nach der WM in Rente. Anfragen kamen trotzdem aus aller Welt: Alles Mögliche sollte Paul vorhersagen: Lottozahlen, Präsidentschaftswahlen, wie lange die Koalition in Deutschland hält oder illoyales Verhalten der Ehefrau. Doch Sealife blieb hart: Antworten gab es aus Oberhausen nicht mehr. Paul sollte seine Gnadenmuscheln in Ruhe verzehren dürfen.

Nun wächst im Sealife schon „Paul der Zweite“ heran. Bei der nächsten EM hat der dann seinen ersten Einsatz. (Tsp/dpa)

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