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Discomord

© ddp

Kriminalität: Mord nach der Dorfdisco

Eine 17-jährige Schülerin ist in Niedersachsen erschlagen worden – ein Verdächtiger wurde festgenommen. Der 18-Jährige bestreitet die Tat.

Nur wenige Stunden nach dem gewaltsamen Tod einer 17-jährigen Schülerin in dem niedersächsischen Dorf Asche bei Hardegsen hat die Polizei einen 18-jährigen Jugendlichen festgenommen. Der unter Mordverdacht stehende Mann, der nach Angaben der Polizei keinen Beruf hat, war aufgrund von Zeugenhinweisen und Tatortspuren ins Visier der Fahnder geraten. Er bestreitet, etwas mit der Tat zu tun zu haben.

Die 17-Jährige, die aus dem Nachbarort Gladebeck stammt, hatte am Samstagabend eine Disco-Veranstaltung im Dorfgemeinschaftshaus in Asche besucht. Am Sonntagmorgen fand ein Rentner die Schülerin blutüberströmt auf einem Grünstreifen am Straßenrand liegend. Ein Notarzt konnte nur noch den Tod der Schülerin feststellen. Die Obduktion ergab, dass sie durch massive Gewalt gegen den Kopf gestorben war. Unter anderem hat sie einen mehrfachen Schädelbruch erlitten. Weil ihre Jacke mit einem Personalausweis nach der Feier als Einzige übrig geblieben war, konnte sie schnell identifiziert werden, wie die Staatsanwaltschaft erklärte.

Die Polizei des Kreises Northeim hat zur Klärung des Gewaltverbrechens eine 25-köpfige Mordkommission gebildet. Auf die Spur des 18-Jährigen waren die Beamten unter anderem durch Hinweise von Zeugen gekommen. Im Wohnhaus seiner Eltern, das sich unweit des Tatorts befindet, stießen die Ermittler dann im Keller auf Blutspuren. Außerdem fanden sie ein Paar frisch gewaschene Turnschuhe, deren Profil mit einem Schuhabdruck übereinstimmt, der in der Nähe des Tatortes gefunden wurde.

Der Jugendliche hatte außerdem Kratzspuren im Gesicht. Er habe ausgesagt, in einen Dornenbusch gefallen zu sein. Um zu klären, ob die Verletzungen von dem Opfer stammen, wollen die Ermittler die Fingernägel des Mädchens auf mögliche Hautreste des Tatverdächtigen untersuchen lassen. Außerdem soll eine weitere DNA-Untersuchung Aufschluss darüber geben, ob die Blutspuren von der getöteten Schülerin stammen. Zu einem möglichen Tatmotiv konnten die Ermittler am Montag noch keine Angaben machen. Die Beziehung zwischen dem Tatverdächtigen und dem Opfer sei noch unklar, sagte Staatsanwalt Andreas Buick. Der Beschuldigte sagte laut Staatsanwaltschaft, er habe das Opfer nur vom Sehen gekannt. Er sei nicht mit ihr von der Party weggegangen und habe mit der Tat nichts zu tun.

Die Ermittler haben begonnen, die rund 100 Besucher der Veranstaltung zu befragen, um Näheres über das Verhältnis zwischen dem 18-Jährigen und dem Opfer zu erfahren. „Viele haben gesagt, der Beschuldigte und das Opfer seien gegen Mitternacht zusammen rausgegangen“, sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft Göttingen, Andreas Buick. Hinweise auf ein Raub- oder Sexualdelikt haben sich nach Angaben der Polizei bisher nicht ergeben. In dem 350-Einwohner-Dorf Asche findet zweimal im Jahr ein solcher Discoabend statt. „Das ist eine Veranstaltung für die Dorfjugend, zu der auch viele Jugendliche aus den Nachbardörfern kommen“, sagte Ortsbürgermeister Walter Klinge. „Viele junge Leute freuen sich schon lange vorher darauf, dass endlich mal was los ist.“

Auch bei der Veranstaltung am Samstagabend sei die Stimmung hervorragend gewesen. Viele Jugendliche seien später von ihren Eltern wieder abgeholt worden. Jetzt steht das ganze Dorf unter Schock. „Wir sind ohnmächtig und völlig sprachlos“, sagt Walter Klinge. Doch auch im Entsetzen halte das Dorf zusammen. So fand am Sonntagabend eine spontane Andacht statt, zu der sich viele Dorfbewohner in der Kirche versammelten.

Heidi Niemann[Hardegsen]

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