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Die Überschwemmungen in Ost- und Süddeutschland verursachen vor allem wirtschaftliche Schäden in der Landwirtschaft.

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Land- und Bauwirtschaft fürchten Umsatzeinbrüche: Wie das Hochwasser die Wirtschaft beeinträchtigt

Nach den schweren Überschwemmungen in Ost- und Süddeutschland befürchten Wirtschaftsverbände massive Umsatzeinbußen. Besonders Landwirte und die Baubranche sind betroffen. Die Natur profitiert allerdings.

Ernteausfälle, überschwemmte Baustellen und weniger Touristen: Nach den schweren Überschwemmungen in Ost- und Süddeutschland droht bundesweit auch ein großer wirtschaftlicher Schaden, dessen Ausmaß sich bisher noch gar nicht abschätzen lässt. Verschiedenen Ökosystemen hingegen nutzt die Katastrophe.
Eine Umfrage des Deutschen Bauernverbandes (DBV) unter seinen 18 Landesverbänden offenbart die große Sorge, mit der Landwirte die anhaltenden Niederschläge beobachten. Die Böden seien kaum noch in der Lage, die Wassermassen aufzunehmen. Dadurch seien die Ackerflächen nicht mehr befahrbar, um die Pflanzenkulturen jahreszeitgemäß zu düngen und zu pflegen, melden besonders Bauern aus den südwestlichen Gebieten Deutschlands. Da Feldarbeiten nun nicht mehr ausgeführt werden können, gedeiht vor allem das Unkraut, Nutzpflanzen hingegen werden durch das nasse Wetter zunehmend von Pilzkrankheiten befallen, die Wurzeln bekommen zu wenig Sauerstoff.
Die Verbände befürchten nun Ertragseinbußen. Besonders betroffen seien die Getreidebestände. Auch bei Mais, Kartoffeln und Erdbeeren ist eine schlechte Ernte zu erwarten. Die Temperaturen seien derzeit schlicht zu niedrig. Frische Erdbeeren aus der Region sind in Deutschland daher Mangelware. Der Dauerregen beeinträchtigt aber auch die Fleisch und Milchproduktion, da Futtermittel wie Gras und Heu derzeit nicht hergestellt werden können.

Außerdem klagte im Mai laut dem Hauptverband der Deutschen Bauindustrie jedes neunte Unternehmen über witterungsbedingte Behinderungen. Im Mai 2012 hätten nur zwei Prozent über Beeinträchtigungen geklagt, 2011 überhaupt keine. Der extrem lange Winter habe viele Bauarbeiten bereits verzögert, nun könnten wegen vollgelaufener Baugruben viele weitere Arbeiten nicht ausgeführt werden.
Und auch der Tourismus leidet unter den Überschwemmungen. Genaue Zahlen gebe es noch nicht, berichten die Tourismusverbände von Bayern, Sachsen und Thüringen übereinstimmend. Besonders die Branche in den Touristenregionen um Passau und im Erzgebirge treffen die Überschwemmungen aber empfindlich. Insgesamt entstünden aber wohl keine hohen Umsatzeinbußen. Derzeit sei ohnehin nicht Hauptsaison, außerdem hätten die Hotels und Gaststätten vor allem in den Wintersportgebieten zuvor vom langen und schneereichen Winter profitiert.

Einzig für die Natur sind die Überschwemmungen offenbar kein Problem. „Das ist ein völlig natürlicher Vorgang“, sagt Winfried Lücking vom Bund Naturschutz. Der Wechsel von Hoch- und Niedrigwasser ermögliche eine große Artenvielfalt. „Pflanzen und Tiere sind angepasst.“ Für das Ökosystem insgesamt seien die Überschwemmungen „prima“, sagt Lücking. Der sinnvollste Hochwasserschutz für Menschen sei, den Flüssen mehr Raum zu geben. „Wer nah am Wasser baut, braucht sich nicht wundern, wenn er nass wird.“

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