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Luftfahrt: Plötzlich ergoss sich ein Bach durch die Airbus-Kabine

Passagiere eines Qantas-Fluges sind hoch über den Wolken nass geworden. Ein Bach ergoss sich plötzlich durch die Kabine des Airbus 380. Wie kann so etwas passieren?

Bei einem Wasserrohrbruch in mehr als 10 000 Metern Höhe sind Economy-Klasse-Passagiere auf einem Qantas-Flug gehörig nass geworden. In ihrem Airbus A380 brach über dem Pazifik eine Wasserleitung und wahre Sturzbäche schwappten durch die Kabine.

Flug QF 94 war am Dienstagmorgen um 0.12 Uhr Ortszeit mit rund einer Dreiviertelstunde Verspätung vom Los Angeles International Airport nach Melbourne gestartet. Der Megaliner – die A380 das größte Verkehrsflugzeug der Welt – befand sich nach einer knappen Flugstunde auf Südwestkurs in Richtung Hawaii, als es im hinteren Teil der Economy Class im unteren Deck des zweigeschossigen Jets zu regnen begann.

Das Wasser bahnte sich seinen Weg aus der Kabinendecke durch die Ablagefächer für das Handgepäck. Es tropfte immer stärker auf die darunter sitzenden Passagiere, die aufsprangen und begannen, nach einem trockenen Plätzchen zu suchen. Damit nicht genug. Die hintere Wendeltreppe zum Oberdeck, auf dem sich hinter der Business die Premium Economy Class befindet, verwandelte sich in einen Wasserfall und die Gänge zwischen den Sitzen in einen rauschenden Bach. „Ein Fluss fließt durch die Gänge“ twitterte die amerikanische Schauspielerin Yvette Nicole Brown.

Weil die A380 mit bis zu 850 Reisenden mehr Passagiere als jedes andere Flugzeug befördern kann – in der Qantas-Version sind es 484 Personen – fassen ihre Frischwassertanks knapp 2000 Liter. Vergeblich versuchten die Flugbegleiter das Nass mit Tüchern und Decken zu stoppen, die sie auf dem Kabinenboden und zum Teil auch auf den Sitzen verteilten. So entschloss sich die Crew, umzukehren.

Qantas: Sicherheit zu keinem Zeitpunkt gefährdet

Um Kurzschlüsse zu vermeiden, wurden das Bordunterhaltungssystem und die Öfen in den Küchen ausgeschaltet. Dennoch beeilte sich eine Qantas-Sprecherin zu betonen, dass die Sicherheit des Fluges zu keinem Zeitpunkt gefährdet war. Zum Glück war der Flug nicht ausgebucht, so dass die Passagiere, soweit möglich, auf trockene Plätze umgesetzt werden konnten. 90 Minuten nach dem Beginn des Wassereinbruchs landete der Airbus wieder in Los Angeles. Während die Fluggäste in Hotels gebracht wurden begannen Techniker die Maschine zu untersuchen. Gleichzeitig begannen Konsultationen mit dem Hersteller der fünfeinhalb Jahre alten Maschine, deren Wassersystem von einem amerikanischen Zulieferer stammt. Wie es zu dem außergewöhnlichen Leck kommen konnte, ist noch unklar.

Neben der Reparatur der Leitung wird es erheblichen Aufwand verursachen, die komplette Maschine zu trocknen und dahingehend zu überprüfen, ob die Nässe weitere Schäden verursacht hat. Der Vorfall ist die Fortsetzung einer kontinuierlichen Pannenserie mit dem A380. Erst im April hatte eine Qantas-Maschine nach dem Start in Los Angeles wegen einer defekten Treibstoffpumpe umkehren müssen. Derzeit muss außerdem jede zehnte Tür der 132 weltweit fliegenden Megaliner wegen Undichtigkeiten ausgewechselt werden. Zuvor hatten Strukturmängel an den Tragflächen umfangreiche Modifikationen notwendig gemacht. Und bereits 2008 hatte ein explodierendes Triebwerk an einer Qantas-Maschine für eine Beinahe-Katastrophe gesorgt.

Rainer W. During

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