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Panorama: Matthies meint: Die Briefträger-Perspektive (Glosse)

Was heute noch verboten ist, kann morgen schon erlaubt und übermorgen gesellschaftlich erwünscht sein: öffentliches Küssen, das Tragen von kurzen Hosen innerhalb der Stadtmauern, Telefonieren auf dem Flugzeugklo. Und müssen wir nicht immer ganz furchtbar darüber lachen, wenn wir hören, dass es beispielsweise im US-Staat Colorado verboten sei, bei Neumond in der Nase zu bohren?

Was heute noch verboten ist, kann morgen schon erlaubt und übermorgen gesellschaftlich erwünscht sein: öffentliches Küssen, das Tragen von kurzen Hosen innerhalb der Stadtmauern, Telefonieren auf dem Flugzeugklo. Und müssen wir nicht immer ganz furchtbar darüber lachen, wenn wir hören, dass es beispielsweise im US-Staat Colorado verboten sei, bei Neumond in der Nase zu bohren? Diese Erkenntnis mag jenem schwäbischen Briefträger Trost spenden, der jetzt wohl seinen Job los ist, weil er unter Zeitdruck seine Post vorsortiert und nur jene Sendungen zugestellt hat, die von außen wichtig aussahen. Lassen wir die bösen strafrechtlichen Vorwürfe beiseite: Zeichnen sich hier nicht die Umrisse einer neuen Servicegesinnung ab? Werden nicht die Briefpostdienste in wenigen Jahren darum kämpfen, in unserem Auftrag jeglichen gedruckten Unfug teuer aussortieren und im Papiercontainer statt im Briefkasten verklappen zu dürfen? Nie wieder Reklame, in der uns Lotterieeinnehmer ein Bad in Geld versprechen, nie wieder Trödelmarkt im Versandhaus! Die meisten Chancen räumen wir mutigen Unternehmern ein, die sich das Äußerste zutrauen. Und auch die blöden Rechnungen verschwinden lassen.

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