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Panorama: McApple

Steve Jobs präsentiert in San Francisco unter frenetischem Beifall seiner Fans einen Billigcomputer

Seine äußere Erscheinung ist das reine Understatement: Blaue Jeans, dazu anthrazitfarbener Rollkragen-Pulli, das sind die Markenzeichen von Apple-Chef Steve Jobs. Man sagt, er habe gleich 5000 dieser Pullis erworben, damit er sich nicht jeden Morgen Gedanken darüber machen muss, was er anziehen soll.

Dabei überlässt Jobs ansonsten kaum etwas dem Zufall. Seine Auftritte, wie am Dienstagabend in San Francisco zur jährlichen MacWorld, sind die reine Inszenierung. Gut gestreute Gerüchte heizten der Apple-Fangemeinde schon Wochen vor der großen Show ein, bis der dunkel gewandte Messias auf die Bühne kommt und den Jüngern seine neueste Vision präsentiert. Diesmal ging das Licht an für einen Apple-Rechner, der nur 500 Euro kosten wird und doch alle Vorteile der Mac-Welt in sich vereint. Denn nach nichts sehnen sich die Computeranwender so sehr wie nach einem Mac, dem die Internet-Viren nichts anhaben können und der nicht immer und ewig mit neuen Updates gefüttert werden muss.

Wieder einmal ist Jobs damit ein Coup geglückt. Wie schon in den Jahren zuvor, als der poppige iMac für Farbe in der mausgrauen Computerwelt sorgte. Oder als mit dem iPod die mobile Musik erst richtig schick wurde. Mit dem „Mac mini“ gibt es nun „überhaupt keine Ausreden mehr, um nicht von Windows zu Apple zu wechseln“, gibt sich Jobs siegessicher. Und seine Fans, nicht nur im Tagungscenter an der US-Westküste, klatschen frenetisch Beifall.

Visionäre Gestalten sind gerade im Computer-Business nichts Ungewöhnliches. Microsoft-Chef Bill Gates steht nicht nur für sagenhaften Reichtum, sondern auch für seine Vision, dass jedermann zu jederzeit an jedem Ort immer auf die Informationen zugreifen kann, die er gerade benötigt. Doch wo Gates nüchtern und sachlich an der Lösung von Problemen arbeitet, war es für Steve Jobs schon immer etwas Besonderes, einen Apple zu benutzen. Gelungenes Design nach außen und der einfache Umgang mit der Technik gehören bei Apple zusammen. Apple ist dabei untrennbar mit Steve Jobs verbunden, nicht nur, weil Jobs Apple 1976 zusammen mit seinem Freund Steve Wozniak gründete, sondern weil das Unternehmen nach seinem Weggang in die schwerste Krise überhaupt stürzte und sich erst mit seiner Rückkehr an die Unternehmensspitze wieder erholte.

Dass Apple dabei den leicht elitären Anspruch nie los zu werden versuchte, wurde von den Fans nie in Frage gestellt. Schicker, einfacher, teurer – zumindest beim Preis wird dieser Leitsatz aus dem Apple-Handbuch nun durchbrochen. Dabei haben Apple-Zeitschriften wie die „Macwelt“ in München schon herausgefunden, dass der Begriff „ Preisschlacht“ nicht passt. Denn wenn der „Mac mini“ richtig laufen soll, werden noch einige zusätzliche Komponenten wie mehr Arbeitsspeicher, ein DVD-Brenner und ein TFT-Monitor benötigt. Damit landet der Billig-Mac dann schnell bei 1000 Euro.

Doch was sind schon ein paar Euro mehr, wenn das Kräfteverhältnis zwischen Windows und Apple neu austariert wird. Wer an diesem Dienstag in San Francisco Steve Jobs lauschte, wusste nun erst recht, dass er auf der richtigen Seite kämpft. Wie schon nach der Rückkehr von Jobs zu Apple im Jahr 1996. Damals stellt er nur zwei Bedingungen. Zahlt mir nicht mehr als einen Dollar pro Jahr Gehalt, aber gebt mir dafür einen Jet zur freien Verfügung, wünschte sich der „vorübergehende Geschäftsführer“. Das „vorübergehend“ ist inzwischen aus dem Titel verschwunden, denn niemand sonst verkörpert Apple so sehr wie er. Ein 1-Dollar-Mann ist Jobs dennoch geblieben, einmal abgesehen von den Gewinnbeteiligungen und Aktienoptionen, die ihn laut „San Francisco Business Times“ zum „überbezahltesten Firmenchef“ der Westküste gemacht haben. Sollte es Jobs gelingen, dem Windows-Imperium längst verloren geglaubte Marktanteile wieder abzuluchsen, dürfte aber auch diese Kritik schnell vergessen sein.

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