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Panorama: Mehr Sars-Fälle in China

Experten schlagen Alarm: Werden Erkrankte versteckt?

Peking . Experten der Weltgesundheitsorganisation WHO haben am Mittwoch Zweifel an Chinas Statistiken über die Ausbreitung der Lungenkrankheit Sars geäußert. „Es besteht keine Frage, dass es Fälle von Sars gegeben hat, die nicht offiziell gemeldet wurden“, sagte der deutsche Virologe Wolfgang Preiser am Mittwoch in Peking. Die Zahl der Erkrankten in der chinesischen Hauptstadt, die von der Regierung offiziell mit 37 angegeben wird, liege in Wirklichkeit wahrscheinlich „zwischen 100 und 200“, schätzte der WHO-Arzt Alan Schnur.

Die WHO-Experten, die seit Ende März in China die neue Lungenkrankheit erforschen und Kliniken und Labors in Peking inspizierten, bestätigen damit die Aussagen mehrerer chinesischer Ärzte. Diese hatten Peking in den vergangenen Tagen eine „Vertuschung“ der tatsächlichen Situation vorgeworfen. Viele Sars-Kranke würden von den Behörden in Militärkrankenhäuser verlegt, wo sie in den offiziellen Statistiken nicht auftauchen. Das Ärzteteam der WHO hatte erstmals zwei Militärkrankenhäuser in Peking besuchen dürfen. Allerdings wurde ihnen vom Verteidigungsministerium untersagt, Details über die Zahl und die Behandlung von Sars-Fällen dort zu berichten.

Nach der WHO-Kritik wird China die Sars-Statistik vermutlich deutlich nach oben korrigieren müssen. Offiziell sind in China bisher 65 Menschen an Sars gestorben. Die Zahl der Infizierten wird mit 1445 angegeben – etwa die Hälfte der weltweit bekannten Fälle. Die Entwicklung in China, dessen Provinz Guangdong als Ursprung von Sars gilt, könnte nach Einschätzung der WHO darüber entscheiden, ob sich der Virus zu einer globalen Epidemie ausbreitet. In Hongkong, starben am Mittwoch fünf weitere Menschen an Sars. Ingesamt sind dort bisher 61 Menschen gestorben, mindestens 1268 Menschen wurden infiziert. Nach Ansicht chinesischer Wissenschaftler stammt das Virus aus dem Tierreich.

Harald Maass

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