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Legendärer Dreimaster. Die „Gorch Fock“ der Deutschen Marine.

© picture alliance / dpa

Meuterei auf der "Gorch Fock": Bundeswehrverband gegen Vorverurteilung

Auf dem Segelschulschiff "Gorch Fock" ist es nach dem Tod einer Offiziersanwärterin Ende 2010 zu einem schweren Zwischenfall gekommen, der mehreren Soldaten den Vorwurf der Meuterei einbrachte. Doch vor voreiligen Schlüssen wird gewarnt.

Der Vorsitzende des Bundeswehrverbandes, Ulrich Kirsch, hat angesichts der Vorwürfe einer Meuterei auf dem Segelschulschiff „Gorch Fock“ vor voreiligen Schlüssen gewarnt. Man müsse prüfen, ob Sicherheitsbestimmungen verletzt worden seien, sagte Kirsch dem „Hamburger Abendblatt“ (Donnerstag). „Manchmal stellt sich am Ende manches anders dar als am Anfang.“ Besatzungsmitglieder des Segelschulschiffs hatten von Führungsversagen leitender Offiziere sowie einem Vertrauensverlust zwischen Stammmannschaft und Offiziersanwärtern nach dem Tod einer Frau im vergangenen November berichtet.

Kirsch sagte dem Blatt: „Diejenigen, die ihren Dienst ordentlich versehen haben, müssen wir schützen. Diejenigen, die aber ein Fehlverhalten an den Tag gelegt haben, müssen zur Rechenschaft gezogen werden.“ Er stellte sich hinter das Ausbildungskonzept auf dem Segelschulschiff der Marine. „Es gibt keine bessere Ausbildung als auf einem Schiff, wenn es um den Crew-Gedanken geht.“ Das Konzept werde sich auch in Zukunft bewähren.

Ein Sprecher des Wehrbeauftragten des Bundestages in Berlin hatte am Vortag bestätigt, dass von Amts wegen Ermittlungen aufgenommen worden seien. Es seien Eingaben von Besatzungsmitgliedern gemacht worden, aus denen hervorgehe, dass „etwas im Argen“ liege, sagte Sprecher Sebastian Hille. Vergangene Woche sei eine Delegation des Wehrbeauftragten zu ersten Gesprächen bei der Besatzung gewesen.

Verteidigungsminister und -ausschuss seien informiert. Nach dpa-Informationen hat die Marine die Aufklärung der Vorgänge zugesagt und will ein eigenes Team an Bord schicken. Das legendäre Schiff hatte jüngst das Kap Hoorn umrundet.    Von der angeblichen „Meuterei“ berichten die „Mitteldeutsche Zeitung“, die „Stuttgarter Zeitung“ und „Spiegel Online“ unter Berufung auf den Wehrbeauftragten Hellmut Königshaus. Die Beschwerden seien nach dem Tod einer Offiziersanwärterin aufgekommen. Die Frau war von einem Mast gefallen.

Den Berichten zufolge wollten trauernde Offiziersanwärter nicht mehr in die Takelage des Schiffes klettern. Sie sollen trotzdem zum sogenannten Aufentern gedrängt worden sein, „was dem Freiwilligkeitsgebot zuwider läuft“, schreibt die „Stuttgarter Zeitung“. Daraufhin sollen Vorgesetzte ihnen angedroht haben, nicht mehr Offizier werden zu können. Vier Soldaten sollten „wegen Meuterei und Aufhetzen“ abgelöst und nach Deutschland geflogen werden.

Den Berichten zufolge soll es auch Fälle sexueller Belästigung an Bord gegeben haben. Laut „Spiegel Online“ wurde die Ausbildung auf der „Gorch Fock“ beendet, das Schiff setze seine Route nur mit der Stammbesetzung fort. (dapd/dpa)

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