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Mexiko

© AFP

Mexiko: Chaos und Verzweiflung im Katastrophengebiet von Tabasco

Die Lage im mexikanischen Katastrophengebiet Tabasco hat sich heute weiter zugespitzt. Nach wie vor waren rund 100.000 Bürger von Wassermassen eingeschlossen. Die Rettungsmaßnahmen sorgen für weitere Konflikte.

Eine Millionen Menschen im Zentrum der von den Überschwemmungen heimgesuchten Hauptstadt Villahermosa am Golf von Mexiko wurden obdachlos. Viele haben ihre gesamte Habe in den Fluten verloren. 15 der 17 Städte Tabascos stehen unter Wasser. Die Ernten sind vernichtet. Vielerorts gibt es keinen Strom, kein Trinkwasser, und die Vorräte in den Geschäften gehen zur Neige. Eine Entspannung der Lage war nicht in Sicht, da sich bereits weitere Unwetter näherten.

Unterdessen zog Wirbelsturm "Noel", durch den in der Karibik zuvor über 100 Menschen ums Leben gekommen waren, weiter nach Norden. Obwohl der Hurrikan zu einem tropischen Sturm heruntergestuft worden war, galt er weiter als gefährlich und brachte auch der Ostküste der USA heftige Regenfälle.

Flutopfer wurden zwar in Sicherheit gebracht, aber nicht weiter versorgt

In Tabasco hatte bereits am Freitag der Exodus der Hoffnungslosen eingesetzt. Schon an diesem Tag flüchteten 14.000 Einwohner mit Bussen in die Nachbarstaaten - Richtung Westen nach Veracruz und Richtung Osten nach Campeche. Denn auf diese schlimmste Überschwemmung in seiner Geschichte war der Bundesstaat Tabasco nicht vorbereitet. Nach Angaben der Regierung stehen nur 294 Notunterkünfte mit rund 33.000 Plätzen zur Verfügung. Bis zum Morgen waren erst knapp über 10.000 Menschen mit Hubschraubern und Booten aus der gefährlichen Lage befreit worden.

Doch auch nach ihrer Rettung wurden die Flutopfer nicht versorgt. "Man hat uns zwar in Sicherheit gebracht", sagte ein Mann der Tageszeitung "Reforma". "Aber dann wussten wir nicht, wohin wir weiter gehen sollten." Für viele begann das Chaos erst richtig, nachdem sie aufs Trockene gebracht worden waren.

Schuldzuweisungen für chaotische Rettungsbedingungen

Tabascos Gouverneur Andrés Granier sieht in der schleppend anlaufenden Hilfe den Grund für die wachsenden Probleme in den Überschwemmungsgebieten. Und er kritisierte indirekt die Regierung in Mexiko-Stadt, die Katastrophe mit verschuldet zu haben. Bei einem Treffen mit Präsident Felipe Calderón wies er vor allem auf die "mangelnde wasserbauliche Infrastruktur" der Flüsse und der Talsperren hin, für die die Bundesbehörden verantwortlich sind.

Bereits am Montag war in Mexiko-Stadt entschieden worden, die Talsperre Peñitas in Chiapas sicherheitshalber zu öffnen, wodurch weitere riesige Wassermengen in die Hochwasser führenden Flüsse Tabascos gelangten. Calderón dagegen machte die "enormen Klimaveränderungen" für die Katastrophe verantwortlich. Und er versprach: "Wenn das Ärgste vorüber ist, werden wir Tabasco wieder aufbauen, koste, was es wolle."

Im ganzen Land sammeln Menschen für die Flutopfer

Unterdessen liefen in Mexiko die Hilfslieferungen an. Calderón forderte die Fluggesellschaften auf, Hilfstransporte zu organisieren. Im ganzen Land sammelten die Menschen Lebensmittel, Decken, Kleidung und Wasser für die Einwohner von Tabasco und der Nachbarrepublik Chiapas, wo es ebenfalls Überschwemmungen gab. Calderón befahl außerdem der Marine, die verlassenen Wohngebiete abzusichern und gegen Raub und Plünderung zu schützen.

"Noel" schob sich weiter nach Norden Richtung Kanada. In den USA forderten die Behörden alle Einwohner an der Ostküste nördlich des US-Bundesstaates North Carolina auf, den Wetterbericht zu verfolgen, um sich notfalls in Sicherheit bringen zu können, berichtete der Nachrichtensender CNN. Auch an den Küsten rund um New York warnten die Behörden laut einem Bericht des Fernsehsenders CBS die Bürger und ordneten zahlreiche Sicherheitsmaßnahmen an. (mit dpa)        

Franz Smets[dpa]

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