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Zog viel Kritik für das Interview in der NDR-Talksendung "DAS!" auf sich: Schauspielerin Katja Riemann.

© dpa

Mimik-Experte: „Moderator hat Katja Riemann in die Ecke gedrängt“

Katja Riemann hat für ihr NDR-Interview viel Kritik auf sich gezogen. Doch ist sie wirklich eine Diva oder hat der Moderator falsch reagiert? Ein Experte hat die Mimik und Gesten von Moderator und Schauspielerin analysiert.

Zu Beginn der NDR-Sendung „DAS!“ ist noch alles in Ordnung. Katja Riemann sitzt mit überschlagenen Beinen relativ entspannt da. Sie hat ihre Arme links und rechts neben sich auf dem Sofa abgestützt und lehnt sich leicht vor. Doch dann sagt NDR-Moderator Hinnerk Baumgarten: „Ich bin sehr froh, dass Sie Ihre blonden Locken haben, weil heute Morgen habe ich Sie schon angesehen in dem Kinofilm „Das Wochenende“ und da habe ich Sie fast nicht erkannt.“ Baumgarten bezieht sich dabei darauf, dass Riemann in ihrem neuen Film mit dunkler Perücke auftritt. Doch wichtiger noch als das Gesagte ist die Mimik Baumgartens. „Er rümpft dabei die Nase, ein klassischer Ausdruck von Ekel“, sagt der Experte für emotionale Intelligenz, Dirk Eilert. Von diesem Zeitpunkt an verschränkt Riemann die Arme, gibt sich wortkarg. Das Interview ist im Grunde bereits jetzt gelaufen.

„Die Mimik des Gegenübers hat immer einen Einfluss darauf, wie man sich fühlt“, weiß Eilert, der als selbstständiger Emotionstrainer arbeitet. Und Riemann habe sich durch die vermutlich unterbewusste Geste des Naserümpfens angegriffen gefühlt, weil sie suggeriere, dass Baumgarten bei dem Anblick einer Katja Riemann ohne Locken Ekel verspürt habe. Die Schauspielerin reagiert darauf, indem sie mit ihrem linken Arm den rechten festhält und sich auf die Lippe beißt. „Das sind typische Beruhigungsgesten“, sagt Eilert. Damit möchte man sich in Stresssituationen wieder beruhigen. Kratzen im Gesicht, die Handflächen an den Oberschenkeln reiben oder über die Lippen lecken sind weitere Beispiele für Beruhigungsgesten.

Dass Riemann so verärgert auf Baumgartens gerümpfte Nase reagiert, erklärt sich laut Eilert anhand der so genannten 7-38-55-Regel, die ein amerikanischer Psychologe entdeckt hat. Demnach entscheidet der Inhalt einer Aussage nur zu sieben Prozent darüber, wie jemand emotional auf etwas reagiert. Die Stimmlage des Sprechers macht 38 Prozent und die Mimik sogar 55 Prozent der Reaktion aus. Das Naserümpfen des Moderators war demnach ein „äußerst ungünstiges Signal“.

Den negativen Höhepunkt erreicht das Interview, als ein Einspieler über den Heimatort der Schauspielerin gezeigt wird, in dem sich Nachbarn und eine Lehrerin über die Kindheit der prominenten Riemann äußern. Riemann ist das Ganze „wahnsinnig peinlich“. Sie sagt, sie finde das sehr intim und macht dies auch in ihrer Mimik deutlich: Sie zieht die linke Augenbraue hoch und presst die Mundwinkel nach innen. „Ein typischer Ausdruck, wenn wir etwas unmoralisch finden“, sagt Eilert.

Moderator Hinnerk Baumgarten, der der Schauspielerin eine Freude machen wollte mit dem Kurzfilm, zeigt sich enttäuscht. „Er reagiert mit sehr Ich-bezogenen Aussagen“, sagt Eilert. „Er sagt: ‚Ich hätte mich gefreut’ und ‚Wir dachten, wir machen Ihnen eine Freude’“. In dieser Situation habe der Moderator seine eigenen Emotionen nicht unter Kontrolle gehabt, meint Eilert. Eine Entschuldigung wäre seiner Meinung nach eine angemessene Antwort gewesen. Der Moderator hätte zeigen müssen, dass er erkannt hat, dass es Katja Riemann unangenehm ist. „Aber er hat nicht locker gelassen und sie mit seiner Gesprächsführung in die Ecke gedrängt.“ Riemanns Mimik habe deutlich gezeigt, dass sie sich unter Druck gesetzt fühlte: schnelles Augenblinzeln, Zucken der Augenbrauen, schnelles Sprechen und Verhaspeln. All diese Anzeichen habe Baumgarten nicht korrekt wahrgenommen. Die Schuld daher nur bei Riemann zu suchen, sei falsch. „Zu Kommunikation gehören immer zwei.“

Carolin Henkenberens

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