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Panorama: Mit „Anti-Terror-Schaum“ gegen das Feuer

Englands Feuerwehr bekämpft die Flammen mit Spezialausrüstung – Konzern Total dementiert Berichte über ein Leck

London - Mehr als 150 Feuerwehrleute haben den verheerenden Großbrand in einem Treibstofflager bei London in einem mehrstündigen Kampf gegen die Flammen teilweise eingedämmt. Mit Millionen von Litern eines speziellen Wasser-Schaum-Gemischs seien die Feuer in zehn von ursprünglich 20 brennenden Großtanks gelöscht worden, teilte am Montagnachmittag eine Feuerwehrsprecherin mit.

Bei der Explosion des Tanklagers nahe der Ortschaft Hemel Hempstead waren am Sonntag 43 Menschen verletzt worden, einer von ihnen schwer.

Experten äußerten die Zuversicht, dass die „kritische Phase“ im Kampf gegen den vermutlich größten Brand in Europa seit dem Zweiten Weltkrieg erfolgreich bewältigt wurde. Allerdings loderten am Nachmittag noch mehrere Brände auf dem Gelände des Tanklagers dutzende Meter hoch. Es könne noch Tage dauern, bis sämtliche Feuer gelöscht seien, hieß es.

Bei der Eindämmung der Flammen setzte Großbritannien erstmals neuartige Ausrüstungen zur Bekämpfung von Explosionsstoffen ein, die im Rahmen der Terrorismusbekämpfung nach dem 11. September 2001 angeschafft worden waren. Die Geräte zur Erzeugung eines Spezialschaums seien in verschiedenen Teilen des Landes stationiert gewesen und so rasch wie möglich an den Katastrophenort gebracht worden, erklärte Roy Bishop, stellvertretender Feuerwehrchef von London.

Die Intensität des Feuers, dessen Ausmaß und die Zusammensetzung des brennenden Materials aus Benzin, Öl, Gasen und Kunststoffen bedeute, dass sich die Brandbekämpfer „auf völlig unbekanntem Terrain“ bewegten, erklärte der Feuerwehr-Einsatzleiter Roy Wilsher. „Dies ist das größte Feuer dieser Art in Großbritannien und Europa, mit dem wir es je zu tun hatten.“ Vor dem massenhaften Spezialschaumeinsatz seien Folgen für die umliegenden Agrargebiete geprüft worden.

Umweltexperten gingen davon aus, dass die Belastung geringer sein könnte, als bei Verwendung herkömmlichen Löschwassers, das leichter samt Schadstoffen in den Boden eindringt.

Tausende Menschen in der Umgebung wurden aufgefordert, weiterhin in ihren Wohnungen zu bleiben und alle Türen und Fenster geschlossen zu halten. „Die Einatmung von Partikeln dieses dicken Rauchteppichs kann schwere Atemprobleme verursachen“, erklärte Professor Warren Lenney von der britischen Stiftung zur Bekämpfung von Lungenkrankheiten. Dennoch konnten die meisten der 2000 in Notunterkünften versorgten Bewohner evakuierter Ortsteile in ihre Wohnungen zurückkehren.

Der französische Ölkonzern Total wies Berichte zurück, denen zufolge ein Leck den Brand im Buncefield Oil Depot ausgelöst habe. Das Gerücht sei fälschlicherweise von Mitarbeitern einer Partnerfirma in die Welt gesetzt worden. Er habe „geglaubt, ein Treibstoffleck zu sehen“, doch es habe sich nur „um eine Feuerwehrübung gehandelt“, erklärte der Konzern in Paris.

Es werde Tage dauern, bis die Anlage sicher genug für eine Untersuchung vor Ort sei, sagte eine Total-Sprecherin in London. Erst dann könnten seriöse Angaben zur Ursache der Explosion gemacht werden. Ungeachtet dessen betonte die Polizei erneut, es gebe keine Anhaltspunkte für einen terroristischen Anschlag.

Die Regierung in London rief Autofahrer auf, Panikkäufe von Benzin einzustellen. Das Land verfüge über ausreichende Vorräte, so dass es keine Versorgungsengpässe geben werde, versicherte ein Sprecher. Derweil erreichten Teile der Riesenrauchwolke Frankreich.

Die mit Kohlenwasserstoffen durchsetzten Schwaden seien bis über die Normandie und die Bretagne geweht, teilte der Wetterdienst Météo France mit. Sie würden sich aber bereits auflösen. dpa

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