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Panorama: Mit neuen Flügeln in hohe Forschergefilde Der Berliner Pawel Piotrowski gewinnt bei „Jugend forscht“

Von Holger Müller-Hillebrand, Darmstadt Ein Flugzeug selbst gesteuert, das hat er noch nie. Aber wenn die Maschinen im Anflug auf den Flughafen Tempelhof sind oder von dort abheben, dann stellt sich Pawel Piotrowski gerne mal an den Zaun seiner elterlichen Wohnung im Stadtbezirk Neukölln.

Von Holger Müller-Hillebrand, Darmstadt

Ein Flugzeug selbst gesteuert, das hat er noch nie. Aber wenn die Maschinen im Anflug auf den Flughafen Tempelhof sind oder von dort abheben, dann stellt sich Pawel Piotrowski gerne mal an den Zaun seiner elterlichen Wohnung im Stadtbezirk Neukölln. Denn von dort aus ist die Sicht besonders gut: Sein Zuhause liegt direkt in der Einflugschneise des Flughafens. Weniger seine Eltern – die Mutter ist Chemikerin, der Vater Diplom-Ingenieur – als vielmehr diese täglichen Flugzeug-Begegnungen waren es wohl, die das Interesse des 18-jährigen Schülers der Katholischen Schule Sankt Marien an der Luftfahrttechnik weckten. Ein ganz besonderes Interesse. Denn mit dem Sieg im Fachgebiet Physik des Bundeswettbewerbs „Jugend forscht“ und dem Sonderpreis des Bundeskanzlers für die originellste Arbeit krönte die Fachjury gestern in Darmstadt gleich die erste Forschungsarbeit des gebürtigen Polen, der seit 1988 in Berlin lebt.

Die meisten Sieger des Bundeswettbewerbs kommen aus dem Flächenstaat Bayern. Sie gewannen in drei Kategorien. Bundespräsident Johannes Rau nahm in seiner Rede die Jugend in Schutz. „Wenn man die Studien heute liest, hat man den Eindruck, da wächst eine Jugend heran, bei der Schulterzucken zu den lebhaftesten Bewegungen zählt, zu denen sie fähig ist. Die Jugend in Deutschland ist jedoch hellwach.“

Zweieinhalb Jahre lang hat sich der Berliner Piotrowski mit dem „Auftrieb von Spezialflügeln im Bodeneffekt“ beschäftigt. Was sperrig klingt, könnte für die Luftfahrtforschung durchaus von Nutzen sein. Denn der Gymnasiast entwickelte spezielle Flügelklappen, mit denen so genannte Bodeneffektflugzeuge – mit Luftkissenbooten vergleichbare Gefährte, die nur wenige Meter über der Wasseroberfläche fliegen – energiesparender und sicherer betrieben werden könnten. Dabei machte sich Piotrowski ein ganz natürliches Prinzip zu Eigen: Auf einem Foto, das einen über Wasser fliegenden Schwan zeigte, erkannte der Jungforscher die großen Federn des Tiers, die im Halbkreis angeordnet sind und sich überlappen. Die Schwan-Federn konstruierte er als Metallklappen für Flugzeug-Tragflächen und testete sie an acht eigenen Miniatur-Modellen im selbst gebauten Windkanal. Das Ergebnis: Bodeneffektflugzeuge, die mit den inzwischen patentierten Klappen versehen würden, könnten mit einer erheblich kleineren Flügel-Spannweite gebaut werden und viel Treibstoff sparen. Jetzt muss der Gymnasiast – Physik und Mathematik sind seine Leistungsfächer – erst andere Herausforderungen bestehen. In wenigen Tagen absolviert er seine letzte Abitur-Prüfung.

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