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Mittweida: Angebliches Opfer im Hakenkreuz-Fall angeklagt

Ein halbes Jahr nach dem angeblichen Neonazi-Überfall auf eine junge Frau im sächsischen Mittweida hat die Staatsanwaltschaft Anklage erhoben. Der 18-Jährigen wird Vortäuschen einer Straftat vorgeworfen.

Die Jugendliche hatte im November Anzeige erstattet, weil ihr angeblich vier Rechtsextremisten auf einem Parkplatz ein Hakenkreuz in die Hüfte geritzt hatten. Die Ermittler sind überzeugt, dass die junge Frau sich die Verletzungen selbst zugefügt hat. Der Fall hatte auch deshalb bundesweit für Empörung gesorgt, weil angeblich zahlreiche Anwohner tatenlos von ihren Balkonen zugesehen hatten.

Die 18-Jährige bleibt weiter bei ihrer Version des Geschehens. Demnach will sie einem etwa fünf Jahre alten Mädchen aus einer Aussiedlerfamilie zur Hilfe gekommen sein, das von vier glatzköpfigen Männern herumgeschubst worden sein soll. Diese Aussagen hatten die Ermittler zunächst für glaubwürdig gehalten, zumal ein erstes rechtsmedizinisches Gutachten eine Fremdverletzung zumindest nicht ausschloss und auch ein kleines Mädchen gefunden wurde, dass das Geschehen bestätigte.

Gutachten: Verletzungen selbst zugefügt

Später stellte sich aber laut Staatsanwaltschaft heraus, dass das Kind zum Zeitpunkt der Tat nicht in Mittweida gewesen sein konnte. Andere Zeugen wurden trotz mehrerer Aufrufe, Belohnungsversprechen und zugesagter Anonymität nicht gefunden. Einem zweiten Gutachten zufolge hatte sich die damals 17-Jährige die Verletzungen selbst zugefügt. Das Amtsgericht Hainichen muss nun über die Annahme der Anklage entscheiden.

Der Rechtsanwalt der jungen Frau hatte die Ermittlungen stets als "halbherzig" kritisiert und auf eine Einstellung des Verfahrens gedrängt. Dass sich keine Zeugen meldeten, hatte er damit begründet, dass die Mittweidaer Angst vor Neonazis hätten. (feh/dpa/AFP)

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