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Ein Vater trägt im indischen Lakhimpur seinen durch ein überflutetes Gebiet.

© Lakhimpur- Dasarath Deka/dpa

Update

Monsun in Südasien: Schwere Überschwemmungen fordern 1200 Tote

In Indien, Bangladesch und Nepal sind durch Monsunregen 1200 Menschen gestorben. Auch die pakistanische Millionenmetropole Karachi steht unter Wasser.

Rettungskräfte durchkämmen am Donnerstag die Trümmer des eingestürzten Hauses im dicht besiedelten Bhendi Bazaar in der indischen Finanzmetropole Mumbai: Sintflutartige Regenfälle haben das etwa 125 Jahre alte Gebäude mit sechs Stockwerken zusammenbrechen lassen. Mindestens 15 Menschen starben, 14 Überlebende wurden geborgen und kamen verletzt in Krankenhäuser, Dutzende wurden aber auch nach den Suchaktionen am Nachmittag noch vermisst. Am Tag zuvor waren fünf Menschen in den reißenden Wassermassen ertrunken, die durch Straßen der Millionenmetropole strömen. Unter den Toten waren auch zwei Kleinkinder. In der Metropole Mumbai. wo gut 18 Millionen Menschen leben, erreichte das Wasser einen Pegelstand von bis zu einem Meter. Der internationale Flughafen musste zeitweilig geschlossen werden, Zugverbindungen wurden gestrichen, Schulen und Behörden blieben geschlossen.

„Maximum city, minimum care“, spotteten Einwohner über die lethargischen Reaktionen von Rettungskräften, Feuerwehr und der Stadtverwaltung. Zu spät hatten die Behörden am Dienstag die Einwohner gewarnt, wegen der Fluten ihre Häuser nicht zu verlassen. So machten sich Millionen Menschen am Morgen noch routiniert auf den Weg zur Arbeit – und tausend Autos und andere Fahrzeuge blieben in den Wassermassen stecken. Das gesamte Nahverkehrssystem brach zusammen. Und für die kommenden Tage sind weitere starke Niederschläge angekündigt.

Mumbai kämpft während der Regenzeit von Juni bis September regelmäßig mit Überschwemmungen. Doch in diesem Jahr entwickelt sich der Monsun zu einer Flutkatastrophe, wie sie die Einwohner zuletzt 2005 erlebt hatten. Damals starben in der Hafenstadt mehr als 500 Menschen. Während das reiche Süd-Mumbai über eine Kanalisation verfügt, dass noch zu britischen Kolonialzeiten erbaut wurde, haben Mumbais dicht besiedelte Vorstädte oft gar kein unterirdisches Abwassersystem. Regenwasser kann nirgendwohin abfließen, und die immer weiter voranschreitende Bebauung hat kaum mehr Felder und andere Freiflächen gelassen, die das Wasser auffangen könnten.

Die Monsunzeit geht von Juni bis September

In ganz Südasien hat der ungewöhnlich heftige Monsun in diesem Jahr zu schweren Überschwemmungen geführt. Die südasiatische Monsunzeit von Juni bis September fordert jedes Jahr zahlreiche Opfer. In diesem Jahr sind in der Region bereits mehr als 1500 Menschen ums Leben gekommen – mehr als 1300 davon nach Angaben der Behörden allein in Indien. Im ostindischen Bundesstaat Bihar stehen ganze Dörfer unter Wasser. Um die 500 Menschen sind allein dort ertrunken. Tausende mussten ihre Häuser und Wohnungen verlassen, um sich in Notlagern in Sicherheit zu bringen.

In Bangladesch sind mindestens 134 Menschen ums Leben gekommen. Etwa ein Drittel des Landes soll unter Wasser stehen. Die Schäden sind besonders in der Landwirtschaft groß, wo die Wassermassen Ernten und Ackerland vernichtet haben. In Nepal starben bislang 150 Menschen. Um die 90000 Häuser sollen vom Regen zerstört worden sein.

Heftiger Monsunregen hat auch in der pakistanischen Hafenstadt Karachi Überschwemmungen ausgelöst. Nach Angaben der dortigen Rettungskräfte und Behörden vom Donnerstag kamen dabei mindestens ein Dutzend Menschen ums Leben. In der Millionenstadt standen die Straßen unter Wasser, auch hier war der Bahn- und Flugverkehr unterbrochen und Schulen blieben geschlossen, wie Bürgermeister Wasim Akhtar sagte. Die meisten der Todesopfer in Karachi wurden von Stromschlägen getötet. Die Retter befürchten, dass die Zahl der Toten noch weiter steigen könnte.

Meteorologen warnten am Donnerstag vor weiterhin viel Regen im Süden Pakistans für die kommenden Tagen. Jedes Jahr sterben Hunderte Menschen in der Region bei Überschwemmungen in der Monsun-Zeit von Mai bis August. Die Zunahme der Zahl und der Heftigkeit extremer Wetterereignisse wie Überschwemmungen und Wirbelstürme wird allgemein als Zeichen des Klimawandels angesehen.

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