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Panorama: Münchner Rebellen

Ein Proteststurm erhebt sich gegen den Transrapid zum Flughafen – CSU-Politiker ausgebuht

Die Stimmung im Saal kochte hoch, als Hans-Peter Uhl die Bühne betrat. Der CSU-Bundestagsabgeordnete will die Magnetschwebebahn in der bayerischen Landeshauptstadt München mit allen Mitteln durchsetzen. „Wir haben in Berlin einen Koalitionsvertrag unterschrieben, da steht der Transrapid drin!“ Die Bürger waren von seinem Auftritt empört. Sie buhten und pfiffen den Abgeordneten aus. „Es war regelrecht arrogant, wie Uhl sich äußerte“, sagte Reinhard Bauer, SPD-Stadtrat und Vorsitzender des Siedlervereins München-Lerchenau.

Es war die Stunde der Münchner Bürger: 1400 Menschen protestierten am Freitagabend im Löwenbräukeller nahezu geschlossen gegen den Bau des Transrapids zwischen Münchner Hauptbahnhof und Flughafen. Deutliche Unterstützung erhielten sie dabei von Oberbürgermeister Christian Ude (SPD). Vertreter von Deutscher Bahn und CSU verteidigten hingegen das Projekt.

Anwohner aus sieben Stadtbezirken hatte Oberbürgermeister Ude zu einer der größten Münchner Bürgerversammlungen aller Zeiten eingeladen. Es war der vorläufige Höhepunkt einer großen Protestwelle, die viele Münchner erfasst hat. Die Protestierer sind laut dem bisherigen Plan von der Trassenführung der Magnetschwebebahn massiv betroffen. Auf 37 Kilometern würde der Transrapid zwischen Hauptbahnhof und Flughafen ebenerdig, auf Trägern und im Tunnel durch ihre Bezirke führen, mit 300 Kilometern pro Stunde an und unter ihren Gärten, Balkonen und Wohnungen vorbeidonnern. Alle fünf Minuten. Mit einem lauten Knall. „Da fliegen einem die Ohren weg“, sagte Monika Barzen, Vorsitzende vom Aktionsbündnis contra Transrapid.

Das findet auch Oberbürgermeister Ude nicht zumutbar. Er wendet sich entschieden gegen die Magnetschwebebahn. Sie belaste die Umwelt, sei unbezahlbar und ihr industriepolitischer Nutzen sei höchst fraglich, sagte Ude am Freitag. Für ihn ist die Bahn „der teuerste Vorortzug der Welt“. Anstatt für den Transrapid viele „Steuermilliarden zu verplempern“, solle der Freistaat den Flughafen mit einer Express-S-Bahn an die Stadt anbinden. Mit dem „Munic Airport Express“ (MAEX) würde die Fahrt zwischen Hauptbahnhof und Flughafen nur etwa 25 statt wie bisher 42 Minuten dauern.

Doch Johannes Keil von der Deutschen Bahn hält nichts vom MAEX. Er setzt auf den Transrapid. Der sei im Gegensatz zur Express-S-Bahn in absehbarer Zeit realisierbar und auch finanzierbar.

Allerdings bleibt es zwischen Bund und Bayern umstritten, wer den Bau der insgesamt etwa zwei Milliarden Euro teuren Schwebebahnstrecke bezahlen soll. Die Regierung in Berlin will nur 550 Millionen Euro für das Prestigeobjekt geben, der bayerische Verkehrsminister Erwin Huber fordert jedoch deutlich mehr vom Bund.

Wenn die Finanzierung geklärt ist und juristisch alles glatt läuft, will die Bahn im Herbst 2007 mit den ersten Bauarbeiten beginnen. Das wollen die Anrainer unbedingt verhindern. Am Freitag riefen sie dazu auf, Klägergemeinschaften gegen den Transrapid zu gründen. „Wir werden kämpfen – bis zuletzt“, sagte Reinhard Bauer vom Siedlerverein Lerchenau.

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