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Munch-Bilder: Bis zu acht Jahre Haft für Kunsträuber

Mit drei Haftstrafen und drei Freisprüchen ist der Munch-Prozess in Oslo zu Ende gegangen. Doch die Haupttäter sind noch immer auf der Flucht, die kostbaren Bilder bleiben verschollen.

Oslo - 20 Monate nach dem Raub der weltberühmten Gemälde «Der Schrei» und «Madonna» aus dem Edvard-Munch-Museum hat das Amtsgericht der norwegischen Hauptstadt am Dienstag den Fahrer des Fluchtautos zu acht Jahren Gefängnis verurteilt. Ein Drahtzieher muss sieben Jahre in Haft, ein Handlanger des Verbrechens kam mit vier Jahren davon. Zudem sollen die beiden Angeklagten mit den höchsten Haftstrafen 750 Millionen Kronen (97 Millionen Euro) Schadenersatz an die Stadt Oslo zahlen - eine gigantische Summe, die die Beteiligten des Coups binnen zwei Wochen aufbringen müssen.

«Strafverschärfend wertet das Gericht, dass es sich bei der Beute des Raubes um zwei Nationalschätze handelt», hieß es in der Urteilsbegründung. Drei der sechs Angeklagten sprach das Gericht frei. Darunter ist auch der von der Kriminalpolizei als einer von zwei unmittelbaren Tätern bezeichnete Angeklagte. Die Identität des zweiten Mannes gilt als ungeklärt. Die anderen Angeklagten standen als Hintermänner oder wegen ihrer Hilfsdienste vor Gericht. Der Staatsanwalt hatte Haftstrafen zwischen acht und elf Jahren für alle Beteiligten gefordert.

Der Raub am 22. August 2004 hatte weltweit für Aufsehen gesorgt. Zwei maskierte und bewaffnete Männer hatten das 1893 gemalte Bild «Der Schrei» und die ein Jahr später entstandene «Madonna» vor den Augen entsetzter Besucher im schlecht gesicherten Munch-Museum von der Wand gerissen. Sie konnten anschließend mit ihrer Beute in einem mit Fahrer bereitstehenden Audi S4 flüchten.

Auch die rohe Behandlung der Bilder mit Fußtritten und Stößen durch die Diebe wurde von der Polizei als Indiz dafür gewertet, dass es bei diesem Coup gar nicht um die Beute und einen möglichen Verkauf an einen besessenen Privatsammler ging. Vielmehr glaubt die Osloer Kripo, dass ein ganz anderes Verbrechen verschleiert werden sollte.

Nach dieser Theorie waren die sechs angeklagten Männer aus der Kriminellen-Szene rund um Oslo in Wirklichkeit nur Helfer eines Drahtziehers namens David Toska (30), der als «Pate» der norwegischen Unterwelt gilt. Toska hatte viereinhalb Monate vor dem Munch-Coup mit einer Gruppe militärisch ausgerüsteter Männer in Stavanger eine Geldzentrale wie in einem Gangsterfilm überfallen. Auf der Flucht erschossen die Gangster einen Polizisten, nachdem sie 56 Millionen Kronen (7,2 Millionen Euro) erbeutet hatten.

Die spektakuläre Aktion im Munch-Museum mit Tätern aus Toskas Umfeld, so die Hypothese von Fahndern, sollte vor allem Polizeikräfte binden und so die Suche nach den Geldräubern behindern. Toska kam trotzdem zusammen mit zwölf Männern vor Gericht und wurde im März zu 19 Jahren Haft verurteilt. (Von Thomas Borchert, dpa)

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